Der König ist tot, lang lebe der König? Nicht alle Spanier denken so. Viele haben genug von den Korruptionsskandalen und Fehltritten ihrer Königsfamilie. Nach der Abdankung von Juan Carlos haben sie in zahlreichen Städten des Landes gegen die Monarchie demonstriert. Sie fordern eine Volksabstimmung über den Fortbestand des Königshauses.
Allein in Madrid gingen nach Angaben der Polizei rund 20'000 Demonstranten unter dem Motto «Monarchie, nein Danke!» auf die Strasse. In Barcelona waren es etwa 5000. Die Teilnehmer trugen Plakate mit Aufschriften wie «Borbones, a las elecciones» (Borbonen, zu den Wahlen) oder «España mañana será republicana» (Spanien wird morgen eine Republik sein).
Aufrufe im Internet
Monarchiegegner hatten über soziale Netzwerke im Internet zu Demonstrationen in rund 50 Städten aufgerufen. Die Vereinte Linke sowie mehrere Parteien in Katalonien und im Baskenland verlangten ein Referendum über die Monarchie. Proteste gab es auch im Ausland, etwa in Berlin und Mexiko-Stadt.
Für den Rücktritt eines Monarchen gibt es in Spanien noch keine Rechtsgrundlage. Das Kabinett kommt daher heute zu einer Sondersitzung zusammen, um die Gesetze vorzubereiten, damit der 46-jährige Kronprinz Felipe die Nachfolge seines Vaters antreten kann.
Linke Parteien fordern Abschaffung
Der 76-jährige Juan Carlos hatte am Montag nach fast 40 Jahren auf dem Thron überraschend abgedankt.
Er wolle der jüngeren Generation Platz machen. Ministerpräsident Mariano Rajoy sprach von persönlichen Gründen, die der König für den Schritt angeführt habe.
Auf Twitter gabs neben viel Kritik an der Monarchie auch prominente Stimmen, welche die Regentschaft Juan Carlos' positiv würdigten. So twitterte etwa Esperanza Aguirre, die ehemalige Bürgermeisterin von Madrid: «König Juan Carlos verdient es, als einer der grössten Könige Spaniens in die Geschichte zu gehen. Alle Spanier verdanken ihm eine Menge.»