Das russische Parlament hat Präsident Putins Bitte nach einem Militäreinsatz auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim zugestimmt. Bei der Eingabe des Antrags an den russischen Föderationsrat begründete er, die Bevölkerung auf der Krim müsse geschützt werden – ihr Leben sei bedroht.
SRF-Korrespondent Peter Gysling – derzeit in Sewastopol, der grössten Stadt auf der Krim – findet dieses Argument lächerlich. Im Interview mit Radio SRF sagte er: «Das Leben der Menschen hier ist nicht bedroht. Sie ärgern sich über ein restriktives Sprachengesetz, das ihnen gegenüber nicht sehr wohlwollend ist. Die meisten Menschen auf der Krim sind pro-russisch eingestellt.»
«Einen Krieg auf der Krim wird es kaum geben»
Russland gehe es bei dem Militäreinsatz um seine geopolitischen, politischen und wirtschaftlichen Interessen. Gsyling: «Russland tut sehr viel dazu, die Stimmung hier anzuheizen.»
Kommt es zur Intervention? In der «Tagesschau» sagte Gsyling klar: «Einen Krieg auf der Krim wird es kaum geben. Dazu fehlt der russischen Armee der Gegner. Aber: Putins militärische Drohkulisse kann die ganze Stabilität in der Ukraine gefährden.»
Wer sind die Kämpfer auf der Krim?
Bis zu 6000 Soldaten sind in den vergangenen Stunden an verschiedene Brennpunkte auf der Krim verlegt worden. Es sind teilweise rätselhafte Kämpfer – ohne Hoheitszeichen, unmarkierte Uniformierte.
Wer sind sie? Gysling: «Darüber kann ich auch nur mutmassen. Es sind aber eindeutig pro-russische Kräfte. Erstaunlicherweise bewegen sie sich in ganz normalen Truppentransportern – ohne Kennzeichen. Sie sind wie russische oder ukrainische Soldaten ausgerüstet – militärisch absolut professionell. Ich gehe davon aus, dass es sich um Nahestehende der russischen Schwarzmeerflotte handelt, die im Hafen von Sewastopol stationiert ist.»
«Kiew ist ratlos»
Welche Optionen hat die Übergangsregierung in Kiew? Gysling: «Die Übergangsregierung setzt auf Dialog, auf Diplomatie. Auf die eigene Armee kann sie sich nicht zuverlässig abstützen. Viele ihrer Armeeangehörigen haben sehr gute Verbindungen zu Russland. Es dürfte also sehr schwer sein die ukrainische Armee gegen die russische Armee in Stellung zu bringen. Ich denke, die ukrainische Regierung ist ziemlich ratlos – vielleicht auch etwas hilflos.»
Für Gysling ist klar: Die Entscheide heute in Moskau haben die Übergangsregierung innenpolitisch massiv zurückgeworfen.