König Abdullah von Saudi-Arabien ist 90-jährig gestorben. Erst vor wenigen Wochen war er mit einer Lungeninfektion ins Spital gebracht worden, wo er zeitweise über einen Schlauch beatmet wurde. Seine Nachfolger ist sein fast 80-jähriger Halbbruder, Kronprinz Salman.
Würdigung aus aller Welt
US-Präsident Barack Obama würdigte den Monarchen als aufrichtigen und mutigen Führer: «Die Nähe und Stärke der Partnerschaft zwischen unseren zwei Ländern ist Teil von König Abdullahs Vermächtnis». Er habe an die Wichtigkeit der US-saudischen Beziehungen als Kraft für Stabilität und Sicherheit im Nahen Osten und darüber hinaus geglaubt.
Frankreichs Präsident François Hollande würdigte Abdullah als Mann, «dessen Arbeit die Geschichte seines Landes zutiefst geprägt» habe. In einer vom Elysée verbreiteten Erklärung lobte Hollande zudem Abdullahs «Vision eines gerechten und dauerhaften Friedens im Nahen Osten». Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und der indische Präsident Narendra Modi würdigten den Monarchen.
Vorzeitige Abreise vom WEF
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi reiste noch am Freitagmorgen vorzeitig vom Weltwirtschaftsforum in Davos ab, um an den Trauerfeierlichkeiten in Riad teilzunehmen. Ägypten trauert sieben Tage um Abdullah.
Auch andere Regierungen riefen Trauerzeiten aus. In Jordanien soll sie 40 Tage dauern, in Ägypten sieben Tage, in Bahrain 40 Tage und in den Vereinigten Arabischen Emiraten drei Tage. Die Palästinenser wollen drei Tage um den verstorbenen saudischen Monarchen trauern.
Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete hingegen den Tod Abdullahs nur in zwei Sätzen. Der verstorbene Monarch war einer der schärfsten Gegner des Regimes von Präsident Baschar al-Assad.
Das saudische Königshaus von Saudi-Arabien verkündete den Tod des Königs Abdullah bin Abdulaziz in den frühen Stunden am Freitag. Das Video, das von einer Live-Sendung des Saudischen Senders 2 TV stammt, zeigt wie tausende Saudis den Tod des Königs in Mekka betrauern.
Der Volksnahe
Abdullah bin Abdul Asis Al-Saud gehörte zu den beliebtesten Monarchen in der Geschichte des islamischen Königreichs. Obwohl der König als fromm und sittenstreng galt und als junger Mann kaum westlichen Einflüssen ausgesetzt war, sagte man ihm in seinen letzten Lebensjahren nach, er sei «progressiver als die Mehrheit der Saudis».
Gegen den Willen einflussreicher Islam-Gelehrter gründete er 2009 die König-Abdullah-Universität, in der Frauen und Männer gemeinsam studieren und forschen. 2013 ernannte er erstmals Frauen zu Mitgliedern des Schura-Rates – eine Art Parlament ohne Gesetzgebungskompetenz.
Der beduinischen Tradition entsprechend pflegte König Abdullah den direkten Dialog mit seinen Untertanen. Viele Saudis, die sich von der Justiz ungerecht behandelt fühlten, wandten sich mit Petitionen an ihn. Einige von ihnen hatten damit Erfolg. Die Saudis schätzten an Abdullah, dass er – im Gegensatz zu anderen Mitgliedern des Königshauses – kein verschwenderisches Luxusleben führte.
Der Unerbittliche
Politischen Gegnern gegenüber blieb er aber unnachgiebig: Proteste von Schiiten wurden niedergeschlagen und totgeschwiegen; Frauen, die sich dem Fahrverbot widersetzten, wurden empfindliche Strafen angedroht.
Aktuell sorgt die öffentliche Prügelstrafe für den islamkritischen Blogger Raif Badawi international für Empörung. Der Internetaktivist war zu zehn Jahren Haft und insgesamt 1000 Stockschlägen verurteilt worden, weil er im Internet den Islam beleidigt und den Säkularismus gerühmt haben soll.
Der Vermittler
In der Region mischte sich Saudi-Arabien unter König Abdullah in den Kampf gegen missliebige Gruppen ein. So unterstützte Riad 2013 in Ägypten den Sturz des aus der Muslimbruderschaft stammenden Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär. In Bahrain beteiligten sich saudische Panzer aktiv an der Niederschlagung der von Schiiten angeführten Massenproteste gegen das sunnitische Herrscherhaus.
In Syrien förderte das Königshaus die Opposition im Kampf gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad. An der Seite der USA beteiligt sich Saudi-Arabien zudem an Luftschlägen gegen Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien.
2002 präsentierte König Abdullah in Beirut eine Nahost- Friedensinitiative, die von allen arabischen Staaten akzeptiert wurde. Er versuchte, im Machtkampf zwischen den rivalisierenden Palästinenserfraktionen Fatah und Hamas zu vermitteln. Auch sorgte er für eine Annäherung zwischen den arabischen Golfstaaten und dem Iran.