Auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Rücktritt von Langzeitpräsident Husni Mubarak haben in Ägypten wieder Zehntausende demonstriert. Der Zorn der Massen richtet sich auch jetzt wieder gegen die Machthaber – konkret gegen die neue islamistische Regierung.
Vor dem Präsidentenpalast lieferten sich am Abend Regierungsgegner Strassenschlachten mit der Polizei. Diese wiederum setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein.
«Das Volk will den Sturz des Regimes»
Tagsüber hatten Angehörige der Anarchisten-Bewegung «Black Block» die U-Bahn in Kairo blockiert. Andere Demonstranten verbarrikadierten den Eingang der zentralen Meldebehörde auf dem zentralen Tahrir-Platz. Das Ägyptische Museum, das auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes liegt, wurde geschlossen, um Zerstörung und Diebstahl zu verhindern. Der Protest stand unter dem Motto «Das Volk will den Sturz des Regimes».
Zu den Protestmärschen in Kairo hatten mehrere Parteien und Revolutionsgruppen aufgerufen. Sie kritisieren die Politik der Regierung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi.
Die Jugendbewegung 6. April versammelte sich erst auf dem Platz vor der Börse und blockierte danach das Büro des von Präsident Mursi neu eingesetzten Generalstaatsanwaltes Talaat Abdullah. Die Aktivisten forderten die Aufklärung des Todes ihres Mitglieds Gaber Saleh, genannt «Gika». Sie riefen: «Verschwinde, verschwinde, Mursi.»
Saleh, dessen Name seine Mitstreiter inzwischen auf hunderte Wände in Kairo gesprüht haben, war bei einer Demonstration im November ums Leben gekommen. Angeblich erschoss ihn die Polizei.
Proteste auch in Alexandria
Proteste gab es auch in anderen grossen Städten des Landes. In Alexandria zogen Angehörige mehrerer Parteien durch die Strassen. Sie verteilten nach Angaben des ägyptischen Nachrichtenportals «youm7» eine Erklärung, in der sie beklagten: «Zwei Jahre ist es jetzt her, dass das korrupte alte Regime gestürzt wurde, doch wir stellen nicht fest, dass sich seither etwas geändert hätte.»