Millionen Bahnkunden können aufatmen: Die Lokführergewerkschaft GDL und die Bahn haben sich auf ein Ende des Streiks verständigt. Beide Seiten einigten sich auf ein Schlichtungsverfahren im festgefahrenen Tarifkonflikt, teilten die Deutsche Bahn und die GDL am Morgen mit.
Die notwendigen Massnahmen sind laut Bahn für die Kunden bereits um 7.00 Uhr angelaufen, laut GDL ist der Streik aber offiziell erst am Abend um 19.00 Uhr beendet. Die Bahn arbeitet nach eigenen Angaben mit Hochdruck daran, zum normalen Fahrplan zurückzukehren. Die Schlichtung soll am kommenden Mittwoch beginnen und ist für drei Wochen angesetzt. Bis Mitte Juni sind die Streiks damit ausgesetzt.
Weselsky: «Gordischer Knoten konnte durchschlagen werden»
Zwei externe Schlichter sollen nun helfen den monatelangen Tarifstreit zu beenden: der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) für die Deutsche Bahn und der thüringische Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) für die GDL.
Die GDL hatte den aktuellen Streik am Dienstag im Güterverkehr begonnen, seit Mittwoch wurde auch im Personenverkehr gestreikt. Die Arbeitsniederlegungen waren ohne Endzeitpunkt angekündigt worden, nach früheren Äusserungen von GDL-Chef Claus Weselsky sollte der Ausstand aber noch länger dauern als der vorangegangene rund sechstägige Streik Anfang Mai. Am bevorstehenden reisestarken Pfingstwochenende drohten damit massive Behinderungen.
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber betonte: «Wir sind sehr erleichtert, unsere Kunden und Mitarbeiter können aufatmen. Schlichten statt streiken ist das Gebot der Stunde.» Weselsky sagte: «Nach fast einem Jahr Tarifkonflikt konnte mit dem Druck im neunten Arbeitskampf der gordische Knoten durchschlagen werden.»
EVG droht mit Warnstreiks
Kaum ist der Streik der GDL beendet, drohen bereits neue Ausstände. Diesmal könnte die grössere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zu Warnstreiks aufrufen. Wenn es bei den Verhandlungen in Berlin nicht zu einer Einigung komme, sei das die logische Folge, sagte EVG-Sprecher Uwe Reitz: «Wir werden heute entweder den Sack zumachen oder die nötigen Konsequenzen ziehen.»
EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba schätzt denn auch die Gefahr für einen neuen Warnstreik auf «fünfzig zu fünfzig» ein.
Die zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL vereinbarte Schlichtung habe auf die Gespräche keinen Einfluss. Einen Abschluss werde die EVG nur auf der Grundlage vereinbaren, dass die Tarifverträge inhaltsgleich zu denen der GDL seien.