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International Südostasien: Flüchtlingsdrama nimmt grausame Ausmasse an

In Südostasien sind skrupellose Menschenhändler am Werk. Sie haben womöglich Hunderte Flüchtlinge ermordet oder sterben lassen. Darauf deuten fast 140 Gräber hin, die in Malaysia entdeckt wurden. Zudem wurden Lager entdeckt, welche die Polizei zutiefst schockierten.

Die malaysische Polizei hat nahe der Grenze zu Thailand 139 Gräber gefunden, in denen vermutlich Flüchtlinge verscharrt wurden.

«Wir wissen noch nicht, wie viele Leichen es sind», sagte Polizeichef Khalid Abu Bakar auf einer Pressekonferenz. In einigen Gräbern lägen mehrere Tote. Zudem seien 28 Lager entdeckt worden, die vermutlich Schlepperbanden angelegt hätten. «Wir sind von der Grausamkeit schockiert», so Kahlid weiter. Es gebe Hinweise auf Folter.

Forensiker tragen Säcke mit Leichenteilen weg
Legende: In Camps von Schleppern wurden zahlreiche Leichen gefunden. Wie viele Tote es sind, werden die Untersuchungen zeigen. Reuters

Metallketten und Patronenhülsen

Die Fundorte liegen auf der Route durch den Dschungel im Grenzgebiet zwischen Malaysia und Thailand, auf der Flüchtlinge vor allem aus Burma (Myanmar) und Bangladesch nach Südostasien gebracht werden.

Die Polizei zeigte Bilder von den Flüchtlingslagern: einfache Holzhütten auf Lichtungen. In der Nähe seien Patronenhülsen gefunden worden, sagte Khalid. Bei einigen Gräbern hätten Metallketten gelegen.

Lösegeld-Summe fast unbezahlbar

Damit bekommt das jüngste Flüchtlingsdrama in Südostasien mit Tausenden Notleidenden auf überfüllten Fischerbooten eine beispiellose Verbrechensdimension. Überlebende und Zurückgebliebene hatten berichtet, das sie oder ihre teils minderjährigen Kinder von Schleppern mit dem Versprechen auf Boote gelockt wurden, sie würden nach Malaysia eingeschleust und könnten dort gute Arbeit finden.

Menschenhändler verfrachten viele Leute aber in Wirklichkeit in Camps und erpressen ihre bitterarmen Familien, für die Passage oder Freilassung Geld zu zahlen. Meist wurden 1200 bis 1800 Dollar verlangt – eine fast unbezahlbare Summe für diejenigen, die meist nur einen oder zwei Dollar am Tag zum Leben haben.

Wer sind die Rohingya?

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Zahlreiche Männer und Kinder
Legende: reuters

Rund eine Million Angehörige der Rohingya leben in Burma. Die muslimische Minderheit hat es schwer in dem buddhistischen Land: Ihnen wird die Staatsangehörigkeit verweigert, zehntausende Rohingya wurden in den vergangenen Jahren in Lager gepfercht. Viele von ihnen versuchen, das Land zu verlassen. Mehr

Hartes Vorgehen fällt auf Flüchtlinge zurück

Thailand geht seit Monaten massiv gegen Schlepperbanden vor. Die Polizei erklärte, im Süden des Landes gebe es nun keine Lager mehr, in denen Schleuser Flüchtlinge untergebracht hätten.

Viele Flüchtlinge stammen aus Burma. Sie sind Rohingya, eine muslimische Minderheit, die in ihrer Heimat nach eigenen Angaben diskriminiert wird. Hinzu kommen Arbeitssuchende aus Bangladesch. Tausende Rohingya werden jedes Jahr durch den Süden Thailands geschleust.

Seit Thailand gegen Schlepperbanden vorgeht, haben diese Tausende Flüchtlinge in Booten auf offenem Meer in Südostasien ihrem Schicksal überlassen. Keines der umliegenden Länder wollte sie ins Land lassen, Malaysia und Indonesien erklärten sich schliesslich dazu bereit. Thailands Militärregierung lehnte eine Aufnahme dagegen ab. Die thailändische Marine werde aber denjenigen helfen, die ärztliche Hilfe bräuchten, kündigte die Regierung an.

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