Meinungsumfragen – selbst in hochentwickelten Ländern bilden sie die Realität oft falsch ab. In Krisen- und Kriegsländern ist es schon schwierig, eine Umfrage durchzuführen. Das Forschungsinstitut Icos versuchte dennoch, die Ansichten von Anhängern der syrischen Opposition zu erkunden. Icos ist ein internationales Institut. Es hat sich mit Studien in Afghanistan, Irak und Somalia einen Namen gemacht.
Angst vor Chemiewaffen
Die Angaben zu Syrien stammen aus den Provinzen Aleppo und Idlib. Die Ergebnisse wirken plausibel. 80 Prozent der Befragten befürchten, Diktator Assad werde am Ende Chemiewaffen einsetzen. Fast ebenso gross ist die Angst, C-Waffen könnten in die Hände von gewaltbereiten Islamisten gelangen.
Kritisch gegenüber einer Intervention
Nur fünf Prozent der Teilnehmer dieser Umfrage befürworten westliche «Boots on the Ground», also westliche Truppen im Land. Und nur sechs Prozent wünschen Bodentruppen aus arabischen Ländern. Aber 93 Prozent der Befragten fordern Flugverbotszonen, und 77 Prozent verlangen mehr Nothilfe und mehr Waffen.
Insgesamt herrscht Ernüchterung über die internationale Gemeinschaft. Sie habe zu wenig getan, um das Blutbad zu verhindern. Russland und Iran, die Haupt-Unterstützer des Regimes, kommen unter Syriens Oppositionellen am schlechtesten weg. Und lediglich 13 Prozent haben ein gutes Bild von den USA. 61 Prozent äussern sich positiv über Saudi-Arabien und sogar 83 Prozent – der Spitzenwert – über die Türkei.
Einzelne Stimmen in Syrien rufen immer lauter nach dem grossen Militäreinsatz in Syrien. Eine allgemeine Forderung nach einer Intervention lässt sich aus der Umfrage aber nicht ablesen.
Verschwörungstheorie
Die syrische Regierung hat unterdessen dem Uno-Sicherheitsrat und Generalsekretär Ban Ki-Moon eine Verschwörungstheorie vorgetragen: «Einzelne Länder» wollten der syrischen Opposition Chemiewaffen liefern. Die Schuld am Einsatz dieser Waffen würde man dann der Regierung in Damaskus in die Schuhe schieben. (lin)