Der Vorschlag zu einer «Weltkonferenz über indigene Völker» kommt aus Bolivien. Es ist der einzige von 193 UNO-Mitgliedstaaten, in welchem die Eingeborenen die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Seit 2006 amtet der Aymara-Indianer Evo Morales als Präsident. Und Bolivien bezeichnet sich als «pluri-nationaler Staat».
Grosse Vielfalt – gleiche Bedrohungslage
Weltweit zählen die Indigenen rund 370 Millionen Menschen, sie verteilen sich auf über 5‘000 verschiedene Völker. Sie leben in den Regenwäldern Südamerikas, Afrikas oder Malaysias, in der Wüste Australiens, oder in der Tundra Sibiriens – und fast überall sind sie eine kleine Minderheit und kämpfen ums Überleben.
Projekte für Staudämme, der Abbau von Bodenschätzen oder Klimaveränderungen zerstören ihren Lebensraum. Ihre Religion, ihre Sprache und Kultur sind unter Druck. Viele haben ihre angestammten Gebiete verlassen und leben marginalisiert in grossen Agglomerationen.
2007: ein Appell
Die Rechte der indigenen Völker hat die Generalversammlung der UNO 2007 in einer «Deklaration» definiert. Sie betreffen alle Lebensbereiche: das Recht auf Selbstbestimmung und Selbstverwaltung, den Schutz ihrer Lebensräume und Kulturen, das Recht auf Bildung und medizinische Versorgung.
Die Wirkung des Dokumentes ist bisher aber begrenzt. Im Unterschied zu einer Konvention enthält die Deklaration keine verbindlichen Rechte, die vor nationalen oder internationalen Gerichten eingeklagt werden können. Sie ist ein Appell, der Ziele vorgibt, mehr nicht.
2014: eine Verpflichtung
Bolivien hat der UNO-Generalversammlung deshalb vorgeschlagen, die Staaten sollten zusammen mit indigenen Vertretern konkrete Massnahmen erarbeiten. Nun liegt das Dokument auf dem Tisch. Es wird heute Montag von der Generalversammlung der UNO verabschiedet, und am Anlass – etwas übertrieben als «Weltkonferenz» bezeichnet – werden auch mehrere indigene Persönlichkeiten sprechen.
Am Text des Dokuments wurde während mehreren Monaten gefeilt. Die Staaten verpflichten sich darin, Kulturen und Sprachen der indigenen Völker zu fördern, ihre heiligen Stätten zu schützen und ihnen besseren Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung zu verschaffen.
Noch viel zu tun
Ihre Lebensräume bekommen allerdings keinen absoluten Schutz. Zwar wird ihr vorgängiges Einverständnis angestrebt, bevor zum Beispiel ein Bergbauprojekt gestartet wird. Sie sollen einen Anteil an den Profiten bekommen, und die Schäden für die Umwelt sollen möglichst vermieden werden. Doch ein Veto- Recht, wie es die Indigenen forderten, gibt es nicht.
Der Kampf der indigenen Völker wird auch nach dieser «Weltkonferenz» weitergehen, vielleicht aber mit etwas besseren Chancen für die Penan, Maori, Sami und Navaho.