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Bild 1 von 6. Auf dem Bahnhof von Idomeni haben die Flüchtlinge seit Wochen ihre Zelte aufgeschlagen. Es sind immer noch zwischen 7000 und 10'000 – so genau weiss das niemand. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 6. Die griechische Regierung will die Tausenden Flüchtlinge, worunter auch 4000 Kinder sind, eigentlich nicht mehr hier haben. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 6. Denn die Grenze zu Mazedonien bleibt zu, der Zaun ist erstellt. Einige Flüchtlinge haben deshalb begonnen, das Lager zu verlassen. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 6. Sie lassen einen Ort zurück, der bei Regen zu einer Schlammlandschaft wurde. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 6. Lilav ist 20 Jahre alt und sagt, sei sei aus Aleppo geflüchtet. Seit 45 Tagen hause sie hier. «Jeden Tag sterbe ich hier ein wenig. Ich fühle mich wie 70 oder 80 Jahre alt.». Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 6. Menschen wie ihr hilft Michael Räber. Er entschloss sich dazu, nachdem er in Athen mit seiner Frau in den Ferien war und «Flüchtlingskinder mit Rucksäcken sah, die grösser als sie selber waren». Bildquelle: SRF.
Die Zeltstadt ist riesig. Wer kann, sichert sich einen Platz unter dem heruntergekommenen Bahnhofsperron. Denn wenn es regnet, bleiben die Zelte hier einigermassen trocken – anders als die Tausenden anderen, die unter freiem Himmel stehen.
Wenn das Wasser vom Himmel fällt, lässt es Idomeni zur Schlammlandschaft verkommen. «Das Arbeiten in Idomeni lässt mich das Vertrauen in unsere Gesellschaft teilweise verlieren», resümiert Michael Räber. Der ehemalige Schweizer IT-Angestellte arbeitet in Idomeni als Freiwilliger für sein eigenes Hilfswerk «Schwizerchrüz». Etliche Helferinnen und Helfer stehen ihm beiseite.
Angespannte Lage
Sie setzen dort an, wo die grossen und etablierten Hilfswerke keine Hilfe leisten. «Wir füllen die Lücke», umschreibt Räber das Engagement. Dazu gehört auch, den Flüchtlingen Ladestationen für ihre Handys anzubieten. Oftmals sind diese das einzige Kommunikationsmittel und hilfreich bei der Suche nach den aktuellen Informationen zur Lage im Land oder nach Verwandten und Freunden.
Räbers Team sucht auch Flüchtlinge, die etwas abseits des Lagers hausen und leicht vergessen gehen. Während die Zeltbewohner kaum sanitäre Anlagen vorfinden, kann Räber abends wieder ins Hotel zurück. Wie geht er mit dieser Diskrepanz um? «Beim Helfen geht es darum, mitzufühlen aber nicht mitzuleiden.»
Aktuell ist die Lage in Idomeni angespannt. Über den Köpfen kreisen Helikopter. Die Piloten kontrollieren die Lage, wollen die Übersicht behalten. Die ersten Flüchtlinge haben ob der strengeren Haltung nun aufgegeben. Sie reisen mit Bussen in die offiziellen Flüchtlingslager in Griechenland. Die meisten bleiben aber. «Die Leute, die heute noch in Idomeni sind, bilden den harten Kern. Sie warten darauf, bis die Grenze wieder aufgeht», sagt Räber. Er mache ihnen keine falschen Hoffnungen und teile ihnen mit, dass er nicht an eine baldige Grenzöffnung glaube.
Das Arbeiten in Idomeni lässt mich das Vertrauen in unsere Gesellschaft teilweise verlieren
Seine Hoffnung bleibt, dass Europa die Not der Leute erkenne. «Dass sich das christlich geprägte Abendland diesen Menschen annimmt.» Der grösste Teil der Flüchtlinge bleibe in der Region, in Jordanien, der Türkei, im Libanon. Und Europa versuche trotzdem, einen kleinen Teil an einer Weiterreise zu hindern.
Doch was ist mit jenen Menschen, die hier sind, aber nicht vor Krieg flüchten? «Die Grenzen sollten sowieso offen und die Menschen gleichberechtigt sein. Ich kann nicht verstehen, weshalb ich ein höheres Geburtsrecht haben soll als ein Afghane.» Geht es nach Räber, dann erhält jeder Mensch eine Chance. Ob er diese dann packt, wäre jedem einzelnen überlassen.
Hören Sie hier die wichtigsten Ausschnitte aus dem «Tagesgespräch» von Susanne Brunner.