In diesen Tagen lautet die grosse Frage in Kabul nicht, ob es einen nächsten Anschlag geben wird, sondern wann und wo. Beinahe täglich nehmen die Sicherheitskräfte in Kabul Selbstmordattentäter fest. Andere, wie der Attentäter vom Mittwoch, der sich als Soldat verkleidet hatte, schaffen es bis zu ihrem Ziel.
Sicherheitskräfte alarmiert
Rangin Dadfar Spanta, der nationale Sicherheitsberater, sagt im bunkerähnlichen Präsidentenpalast, dass ab heute alle Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden seien. Denn: «Die Taliban werden mit allen Mitteln versuchen, den Wahlprozess zu stören und Menschen umzubringen. Aber wir haben alle Massnahmen getroffen.»
In Kabul reichten diese Massnahmen in den letzten Wochen nicht aus. Am vergangenen Samstag griffen Taliban-Kämpfer die Wahlkommission an. Tage zuvor hatten Angreifer ein Gästehaus gestürmt, das von Ausländern bewohnt wurde. Die ausländischen Mitarbeiter einer Hilfsorganisation versteckten sich unter Betten und in Schränken, bis sie schliesslich befreit und die Terroristen erschossen wurden.
Und vor zwei Wochen drangen vier junge Taliban-Kämpfer in das schwer gesicherte Luxus-Hotel Serena ein und erschossen neun Personen. Zwei von drei ausländischen Teams von Wahlbeobachtern reisten danach sofort ab.
«Für das Land, gegen die Taliban»
In der Hauptstadt herrscht seither ein Klima der Angst und Verunsicherung – auch in einer lokalen Bäckerei, wo Nawruz und seine Kollegen täglich 2000 Brote backen. Nawruz sagt: «Natürlich habe ich Angst, aber ich werde trotzdem wählen gehen, für mein Land und gegen die Taliban.»
Bei den letzten Wahlen 2009 blieben viele Afghanen zu Hause, weil sie sich vor Anschlägen der Taliban fürchteten. Am kommenden Samstag wird das nicht anders sein. Die Islamisten können die Präsidentenwahl zwar nicht verhindern, aber stören können sie sie sehr wohl.