Nach schweren Gefechten in den vergangenen Tagen haben die radikalislamischen Taliban in der nordafghanischen Provinz Kundus weiteres Territorium erobert. Am Samstagmorgen sei das Zentrum des Bezirks Chanabad in die Hände der Taliban gefallen, sagte ein Mitglied des Provinzrats. Afghanische Sicherheitskräfte versuchten, die Taliban zurückzutreiben.
Taliban: Viele Soldaten getötet
Damit ist auch die Stadt Kundus selbst wieder in Gefahr – bereits im letzten Herbst hatten die Taliban Kundus für zwei Wochen erobert.
Die Taliban teilten in einer E-Mail mit, dass sie viele Soldaten getötet hätten. Ihre Berichte sind aber oft übertrieben. Zu Opfern unter Sicherheitskräften oder der zivile Bevölkerung gab es zunächst keine weiteren Informationen.
Hilfsorganisationen warnen
Erst kürzlich hatten die Taliban erst die Zentren der Bezirke Kala-e Sal und Dascht-e Archi teilweise eingenommen. Somit sind nun alle fünf Bezirke der Provinz Kundus umkämpft oder bereits in Händen der Islamisten.
Hilfsorganisationen warnen, dass im nahenden Winter zehntausende Menschen Hunger leiden werden, weil die Gefechte die Ernte weitgehend verhindert hätten.
Gewalt deutlich gesteigert
Seit Anfang Juli hat sich die Gewalt in Afghanistan noch einmal deutlich gesteigert. Doch sind die Landgewinne der Taliban oft nur von kurzer Dauer, weil Sicherheitskräfte anrücken und sie vertreiben.
Dennoch haben die Aufständischen ihre Kontrolle über die Provinzen ausgeweitet. In einem Bericht des Aufsichtsgremiums des US-Senats für die Hilfe in Afghanistan (Sigar) ging jüngst hervor, dass die Regierung Ende Mai nur noch 65,6 Prozent der 407 Bezirke des Landes kontrollierte. Ende Januar seien es noch 70,5 Prozent gewesen.