Die Ukraine hat mit einer Teilmobilmachung von zusätzlich bis zu 50'000 Mann begonnen. Das Fernsehen zeigte junge Männer bei ärztlichen Untersuchungen und beim Erhalten von Waffen. Das ukrainische Verteidigungsministerium hat mitgeteilt, dass die Reservisten Soldaten ersetzen sollen, die bereits lange im Einsatz gegen die Rebellen im Osten des Landes stehen.
Doch die Mobilmachung ist damit nicht zu Ende: In zwei weiteren Etappen sollen von April und Juni an, zusätzlich mehr als 50'000 Soldaten eingezogen werden. Die Teilmobilmachung erhöhe die Sicherheit des Landes, sagte Juri Birjukow, der Berater von Präsident Petro Poroschenko: «Entlang unserer Grenze ist ein feindseliges Land. Deshalb müssen wir ständig weitere Menschen im Umgang mit der Waffe ausbilden, um unser Land zu schützen.»
Scharfe Kritik aus Moskau
Die Aufständischen und Russland kritisieren die massive Verstärkung der Armee scharf. Separatistenführer Alexander Sachartschenko warf der Regierung in Kiew «Kriegsvorbereitungen» vor und warnte gleichzeitig: «Wir sind nicht schwach und sind bereit, angemessen zu reagieren.»
Moskau hat zudem auf ukrainische Vorwürfe reagiert, wonach es zu Verlegungen von russischen Truppen und Waffen in die Konfliktregion Lugansk gekommen sein soll. Diese seien «völliger Blödsinn».
Generalmajor Igor Konaschenkow vom Moskauer Verteidigungsministerium sagte der Agentur Interfax: «Solche Halluzinationen über einen russischen Einmarsch kommen nicht zufällig von den massgeblichen Ideologen einer militärischen Lösung des Konflikts im Südosten der Ukraine.»
Jazenjuk spricht von «unstrittigen Beweisen»
Die Ukraine hatte zuvor behauptet, dass zwei russische Bataillone die Grenze überquert hätten. Regierungschef Arseni Jazenjuk hatte gestern gesagt: «Die Ukraine und die gesamte internationale Gemeinschaft haben unstrittige Beweise dafür, dass von russischer Seite Kräfte und Technik in die Ukraine gebracht werden.»
Es seien unter anderem Panzer, Haubitzen und bodengestützte Luftabwehrsysteme des Typs Buk ins Land gebracht worden. Solche Militärtechnik gebe es nicht auf Basaren, sondern nur von offiziellen Stellen wie dem Verteidigungsministerium und dem Geheimdienst GRU, sagte Jazenjuk.
Anhaltende Kämpfe um Flughafen Donezk
Die Kämpfe im Osten der Ukraine sind in der vergangenen Woche wieder deutlich aufgeflammt. Vor allem rund um den Flughafen der Rebellenhochburg Donezk. Regierungstruppen und Separatisten beanspruchen das stark zerstörte Areal für sich. Das ukrainische Militär hatte den Befehl erhalten, den seit Monaten umkämpften Flughafen zu verteidigen.
Bei den neuen Kämpfen sollen innerhalb von 24 Stunden mehr als 23 Menschen getötet und mindesten 150 verletzt worden.