Ein Windspiel spielt über den goldenen Bögen des Grand Palace und über den Köpfen der Touristen. Hier in der mehr als 200-jährigen Tempelanlage lebte einst die Königsfamilie. Ihre Liebe zum König sei grenzenlos, sagt Pakamol Pakpornsawad, eine Touristenführerin des Palasts: «Ich verehre ihn wie ein Gott. Ich liebe ihn. Er hat die Leute wieder vereint und viel für uns getan.»
Ein in der Schweiz aufgewachsener König
Geboren wurde Bhumibol nicht in Thailand, sondern in den USA, wo sein Vater in Harvard studierte. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Königsfamilie nach Lausanne, wo Bhumibol die meisten seiner Jugendjahre verbrachte. Hier lebte er ein beinahe normales Leben, liebte Jazz-Musik und schnelle Autos. Vor allem sein Konzept der Selbstgenügsamkeit sei von seinen Schweizer Jahren beeinflusst worden, so Pakpornsawad.
Er propagierte eine Wirtschaft der Selbstversorgung und des massvollen Lebens. Deshalb gab er auch den Bauern Land, damit sie sich selbst versorgen konnten. Die thailändische Krone ist jedoch genau das Gegenteil von Genügsamkeit. Laut dem Magazin «Forbes» gehören der Krone und dem Crown-Property-Büro, das Investments und Immobilien verwaltet, Besitztümer im Wert von 30 Milliarden Dollar. Das macht das thailändische Königshaus zu einem der reichsten der Welt.
Amtsantritt nach dem Tode seines Bruders
Der Grand Palace ist heute eine der grössten Touristenattraktionen Bangkoks, täglich überflutet von mehrheitlich chinesischen Touristen. Die Königsfamilie ist vor 70 Jahren aus dem Palast ausgezogen. Damals wurde Bhumibols älterer Bruder erschossen im Palast vorgefunden.
Bhumibol trat die Thronfolge an. Der Mord bleibt bis heute ungeklärt und mit einem Schleier des Schweigens überzogen. Niemand wagt darüber zu reden, genauso wie niemand Kritik am König wagt, wagen darf. Lèse Majesté heisst das Gesetzt der Königsbeleidigung, auf dessen Grundlage jede noch so kleine Kritik mit Gefängnis bestraft wird. Seit dem Militärputsch vor zwei Jahren wurden so mehr als 60 Personen verurteilt. Die Generäle berufen sich bei den harten Urteilen auf den König. Dieser jedoch schweigt. Schwer krank verbringt er die meiste Zeit im Spital.
Was nach dem populären König kommt, macht vielen Angst, auch Pin Ja, der ebenfalls im Palast arbeitet: «Der König und die Königin sind wie unsere Eltern. Wenn es sie nicht mehr gibt, dann fehlt uns die vereinende Kraft im Land.» Diese Kraft könnte mit diesem König und der nächsten Generation verblassen.