International - Todesstrafe für den «Boston-Bomber»
Zwölf Wochen hat der Prozess gegen Dschochar Zarnajew die Stadt Boston in Atem gehalten. Nun steht das Todesurteil gegen den Marathon-Attentäter fest. Damit drohen ein vielleicht jahrelanges Berufungsverfahren und weitere schmerzhafte Tage für viele Hinterbliebene.
Am Ende ging alles ganz schnell. Nur etwa 14 Stunden Beratungszeit brauchten die Geschworenen in Boston, um über das Schicksal des Bombenlegers Dschochar Zarnajew zu entscheiden.
Mehr als zwei Jahre nach dessen Terroranschlag auf den traditionsreichen Marathon in der US-Metropole mit drei Toten und 260 Verletzten steht das Strafmass fest: Zarnajew soll per Giftspritze hingerichtet werden.
Kurz vor der Verkündung ist die Stimmung Berichten aus dem Saal zufolge angespannt. Still kehren Staatsanwälte, Verteidiger und Beobachter an ihre Plätze zurück, als fest steht, dass die zwölfköpfige Jury ihre Entscheidung gefällt hat. «Das einzige Geräusch ist das Tastatur-Geklapper der Journalisten. Unheimlich», twittert ein Reporter des «Boston Globe».
Vertreter aller Seiten, die von dem schwersten Anschlag auf US-Boden seit dem 11. September 2001 betroffen sind, nehmen im Saal Platz, darunter auch der zuständige FBI-Agent und die Eltern des achtjährigen Jungen, der bei der Explosion ums Leben kam. Auch Polizeichef Ed Deveau ist da, der keinen Tag des viel beachteten Prozesses verpasste.
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Todesstrafe für Boston-Bomber
Aus Tagesschau Nacht vom 15.05.2015.
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Zarnajew nimmt das Urteil ruhig entgegen
Zarnajew sitzt wie im Verlauf des gesamten Prozesses ruhig an seinem Platz, flankiert von seinen Verteidigerinnen Judy Clarke und Miriam Conrad. Der 21-Jährige trägt wie gewohnt ein Hemd mit Kragen und ein dunkles Jackett, wie Reporter berichten.
Als die Geschworenen den Saal betreten, übergibt eine Jury-Vertreterin dem Gerichtsbediensteten einen Umschlag, der ihn an Richter George O'Toole weiterreicht. Zarnajew steht nun, blickt nach unten und faltet seine Hände. Die Geschworenen scheinen ihn nicht direkt ansehen zu wollen.
Und dann folgt das Strafmass. Zarnajew soll mit einer Giftspritze hingerichtet werden, weil er zwei Menschen mit der von ihm abgestellten Schnellkochtopf-Bomben tötete. Das dritte Opfer starb durch den Sprengsatz seines älteren Bruders Tamerlan.
Die Geschworenen entscheiden sich dagegen, Zarnajew auch wegen der Tötung des Polizisten Sean Colliers zum Tode zu verurteilen. Letztlich reichte aber Einigkeit der Jury in einem von 17 Anklagepunkten, auf denen die Todesstrafe stand. Insgesamt war der Amerikaner tschetschenischer Abstammung in 30 Punkten angeklagt.
Nicht nur Erleichterung
Wer glaubt, die Stadt atme nun erleichtert auf, liegt falsch. Nicht nur die Eltern des getöteten Achtjährigen hätten darauf gedrängt, von einer Hinrichtung Zarnajews abzusehen. Denn nun dürfte ein womöglich jahrelanger Berufungsprozess beginnen, der das blutige Grauen jenes 15. April 2013 immer wieder ins Bewusstsein der Bewohner von Boston rücken wird.
Massachusetts' Gouverneur Charlie Baker sieht das anders: «Ich hoffe, dies entspricht irgendeiner Art von Abschluss für all diejenigen, die von dieser Tragödie betroffen sind.»
Er habe selbst eine Frau und drei Kinder, sagt der Republikaner, der die Todesstrafe an sich unterstützt und auch im Fall des Boston-Bombers dafür plädierte. «Wenn Sie am falschen Ort zur falschen Zeit am falschen Tag stehen», könnten sich die Dinge auf eine so schreckliche Weise entwickeln, wie man es nie für möglich gehalten habe.
Auch aus Sicht der US-Regierung kehrt nun Gerechtigkeit ein. Der Attentäter habe einen fairen Prozess bekommen, sagt Staatsanwältin Carmen Ortiz. Zarnajew habe «kalt und gefühllos einen Terroranschlag verübt», teilt Justizministerin Loretta Lynch mit. Kein Strafmass könne das Leid der Opfer lindern. «Aber die höchste Strafe ist eine angemessene Ahndung für dieses schreckliche Verbrechen.»
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