Im westafrikanischen Guinea breitet sich die Ebola-Seuche weiter aus. Betroffen sind verschiedene Gegenden des Landes, darunter die Hauptstadt Conakry. Bislang sind 80 Menschen an der Seuche gestorben, zudem gibt es mehr als 120 Verdachtsfälle.
Inzwischen ist auch das südliche Nachbarland Liberia betroffen. Dort erlagen bisher mindestens zwei Menschen dem Virus. Zudem gibt es mehrere Verdachtsfälle.
Ansteckung durch Anfassen
«Die Menschen hier kennen Ebola nicht», sagt Anja Wolz von «Ärzte ohne Grenzen» (MSF). Sie befindet sich in Conakry. Es sei das erste Mal, dass in Guinea ein hämorrhagisches Fieber ausgebrochen sei. Entsprechend wüssten die Menschen auch nicht, worauf sie achten müssen, um die weitere Verbreitung zu verhindern.
In Guinea werden die Verstorbenen traditionellerweise gewaschen, und alle, die den Toten kannten, wollen sich von ihm verabschieden. «Das ist das grösste Risiko sich anzustecken», sagt die Ärztin. Denn allein durch das Anfassen eines mit Ebola infizierten Toten kann man sich mit dem Virus infizieren.
Bricht die Krankheit mit Durchfall, Erbrechen, Schmerzen und Fieber aus, stecken sich weitere Menschen mit dem meist tödlichen Virus an. Das heimtückische an der Krankheit: Die Symptome unterscheiden sich zunächst kaum von einer Malaria oder Grippe, was Verwandte oder das Gesundheitspersonal dazu verleitet, sich ganz normal um die Erkrankten zu kümmern – ohne dringend nötige besondere Schutzvorkehrungen.
Erkrankte isolieren
Die grösste Aufgabe sei es, die Menschen in Guinea für diese Tatsachen zu sensibilisieren, so Wolz. Denn liegt ein Ebola-Fall vor, muss der Erkrankte so schnell wie möglich von anderen Menschen isoliert werden. Wichtig sei auch die Information über Präventionsmassnahmen wie strikte Hygieneregeln, regelmässiges Händewaschen mit Seife und der Verzicht auf den Konsum von Fleisch von wilden Tieren.
Für die aktuelle Epidemie in Guinea ist das sogenannten Zaire-Virus verantwortlich, eine von fünf Ebola-Unterarten, die aber besonders oft tödlich verläuft. Die MSF-Vertreterin betont, dass 80 bis 90 Prozent der Menschen, bei welchen die Krankheit ausbricht, daran sterben. «Das macht es sehr schwierig.»
Weitere internationale Hilfe nötig
Inzwischen hat die Regierung in Guinea den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Wolz lobt das Vorgehen der Behörden: Obschon das Land zuvor noch nie von einer Ebola-Epidemie heimgesucht worden sei und keine entsprechenden Erfahrungen habe, werde alles versucht, um die Menschen vor den Gefahren zu warnen.
So verschickten die Behörden jeden Tag mehrere SMS auf alle Handys mit den wichtigsten Informationen und Verhaltensanweisungen. «Ich bin wirklich glücklich», lobt Wolz dieses Vorgehen. Trotzdem brauche Guinea weiterhin sehr viel internationale Hilfe und Spezialisten, um der Seuche Herr zu werden.
Zur Bekämpfung des Ebola-Ausbruchs hat inzwischen auch das Schweizerische Rote Kreuz zwei Delegierte nach Guinea geschickt. Sie versorgen Rotkreuz-Freiwillige vor Ort mit Schutzmasken und Desinfektionsmitteln und helfen beim Aufbau von Isolationszentren. Dem Schutz der Delegierten komme dabei hohe Priorität zu, hiess es von der Organisation.