Der Kandidat der Sozialistischen Partei PSB, Eduardo Campos, ist am Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Der 49-Jährige war an Bord einer Maschine des Typs Cessna 560XL, die aus ungeklärter Ursache in Santos, rund 60 Kilometer von São Paulo gelegen, abstürzte. Mit ihm kamen sechs weitere Passagiere ums Leben, darunter sein persönlicher Assistent und sein Mediensprecher.
Campos galt als einer der aussichtsreicheren Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl vom 5. Oktober. 2004/2005 gehörte er dem Kabinett von Luiz Inácio Lula da Silva, dem Vorgänger von Rousseff, als Wissenschafts- und Technologieminister an. Bis April dieses Jahres war er Gouverneur des Bundesstaat Pernambuco.
Rousseff ordnet Staatstrauer an
Der PSB-Kandidat war der Enkel des bekannten linken brasilianischen Politikers, Miguel Arraes, der auf den Tag genau vor neun Jahren, am 13. August 2005, starb. In letzten Umfragen vom Juli hatten acht Prozent der Befragten angegeben, dass sie bei der Präsidentschaftswahl für Campos stimmen wollten. Auf Rousseff entfielen 38 und auf den dritten prominenten Kandidaten, Aécio Neves, 22 Prozent.
Präsidentin Rousseff ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Campos sei ein Beispiel für einen Demokraten gewesen. «Ganz Brasilien trauert. Wir haben heute einen grossen Brasilianer verloren, Eduardo Campos. Ich bin sehr traurig», liess sie verlauten. Rousseff setzte ihre Wahlkampftermine für drei Tage aus.
Aussichtsreiche Mitstreiterin
Derweil könnte Campos' tragischer Unfalltod die Karten im brasilianischen Wahlkampf neu mischen. Als wahrscheinlichste Nachfolgerin des Verunglückten gilt die frühere Umweltministerin Marina Silva, die unter Campos für das Amt der Vizepräsidentin kandidiert hatte. Silva wird weithin als eine der populärsten Politikerinnen Brasiliens betrachtet. Kommentatoren räumen ihr intakte Chancen ein, Rousseff zu gefährden.
Die 56-Jährige Silva, die bereits 2010 zur Wahl angetreten war und 20 Prozent der Stimmen geholt hatte, schloss sich erst im letzten Oktober Campos' Wahlkampf an. Zuvor hatte sie vergeblich versucht, innert vorgegebener Frist mit einer eigenen Partei als Spitzenkandidatin anzutreten. Silva äusserte sich bislang nicht zu ihrer politischen Zukunft.