50 Tage dauerte der Krieg, mit dem Israel im Sommer 2014 auf die ständigen Angriffe der radikalislamischen Hamas reagierte. Mehr als 12'000 Wohnungen wurden zerstört, 100'000 beschädigt. 2100 Palästinenser verloren ihr Leben, die meisten von ihnen Zivilisten. Mehr als 500 Kinder waren unter den Opfern. Mehr als 10'000 Menschen wurden verletzt.
Als der Krieg endete, prophezeiten Vertreter der israelischen Regierung, dass es nur ein Jahr bis zum Ausbruch des nächsten bewaffneten Konflikts dauern würde. Das Beste an der derzeitigen Lage ist wohl, dass ein solcher weiter entfernt zu
sein als zunächst befürchtet. Die Zivilbevölkerung in Gaza leidet aber wie am ersten Tag unter den Folgen des letzten Krieges.
Mangelnde medizinische Betreuung und zehntausende Obdachlose
Nach Einschätzung der vor Ort tätigen UNO-Behörden müssten hunderttausende der insgesamt 1,8 Millionen Einwohner des Gazastreifens medizinisch und vor allem psychologisch betreut werden. Das sei aber nicht möglich, erklärte «Ärzte ohne Grenzen», zumal 70 medizinische Einrichtungen teilweise oder ganz zerstört worden seien.
Ein grosses Problem in dem abgeriegelten Küstengebiet ist nach wie vor auch die Wohnungsnot, weil der Wiederaufbau komplett zerstörter Häuser nur schleppend in Gang kommt. Nach UNO-Zählungen wurden im Krieg rund 18'000 Wohnungen ganz oder irreparabel zerstört. Die rund 100'000 dadurch obdachlos gewordenen Bewohner seien darauf angewiesen, von Verwandten aufgenommen zu werden oder sich in den Trümmern ihrer Häuser mit Zelten oder Bretterverschlägen einzurichten.
Laut den Verantwortlichen fehlt es für den Wiederaufbau der Wohnungen, aber auch von Spitälern, Schulen und Fabriken, an Geld und Baumaterial. «An der Geberkonferenz letztes Jahr in Kairo wurden über 5 Milliarden Dollar für Gaza versprochen, aber nur ein Viertel wurde ausbezahlt», beklagt Nicholas Hercules vom Uno-Entwicklungsprogramm Gaza im Gespräch mit der «Tagesschau». Und auch die Blockade des Gazastreifens durch Israel verhindere, dass genügend Baumaterial nach Gaza gelange.
Kinder und Jugendliche leiden besonders unter den Kriegsfolgen
Besonders dramatisch sind die Folgen des Gaza-Krieges für Kinder und Jugendliche. «Die Mehrheit der Patienten, denen wir weiter chirurgische oder physiotherapeutische Hilfe leisten, ist unter 18 Jahre alt», heisst es bei «Ärzte ohne Grenzen». Mehr als 70 Prozent der Kinder in den am schwersten betroffenen Gebieten haben nach Informationen der Organisation «Save the Children» Alpträume oder nässen ein.