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International «Trump schlachtet das Blutbad bereits aus»

Kurz nach der schwersten Bluttat eines Todesschützen in der US-Geschichte deutet vieles auf einen Terrorakt islamistischer Prägung hin. Das Massaker in einem Schwulenclub werde allen voran von Donald Trump bereits zum Wahlkampf ausgeschlachtet, sagt Journalist Arndt Peltner in Orlando.

Das beispiellose Blutbad in einem Schwulenclub in Florida durch einen 29-jährigen, in den USA geborenen IS-Anhänger mit afghanischen Wurzeln erschüttert die USA. Antworten von Journalist Arndt Peltner in Orlando zu den Erkenntnissen am Tag danach.

SRF News: Der Anschlag auf einen Schwulenclub in Orlando war laut Präsident Obama ein Akt des Terrors und des Hasses. Welche Fakten stützen diese Sicht?

Arndt Peltner: Obama wurde gleich am Sonntagmorgen informiert. Das Ausmass der Tat und der Anruf des Täters bei der Notrufnummer 911, wo er sich als IS-Kämpfer ausgab, haben wohl zur Einschätzung der Terrortat geführt. Dieser Begriff hat sich im Lauf des Sonntags auch in der Berichterstattung durchgesetzt. Bisher ist noch wenig klar. Das FBI erklärte, man habe bislang keine direkten Verbindungen zu Hintermännern oder bekannten Terrororganisationen gefunden.

Wie es derzeit aussieht, war das eine Einzeltat.

Der 29-Jährige soll einzig Kontakte zu radikalen Islamisten in Orlando und Fort Pierce gehabt haben. Aber wie es derzeit aussieht, war das eine Einzeltat. Darauf lässt auch schliessen, dass die vom Täter benutzten Waffen erst vor ein paar Tagen gekauft wurden.

Der Täter war offenbar den Behörden bekannt. Warum wurde er nicht speziell überwacht?

Er wurde nach einer Anzeige durch Kollegen zweimal vom FBI befragt. Das war vor drei Jahren. Damals fiel er auf, weil er angeblich mit Verbindungen zu Terrororganisationen prahlte. Die Befragungen und Beobachtungen seiner Aktivitäten und auch ein Background-Check haben allerdings nichts ergeben. 2014 wurde er nochmals zu einem Gespräch mit dem FBI vorgeladen. Diesmal ging es um angebliche Kontakte zu einem Selbstmord-Attentäter. Aber auch danach stufte das FBI den Mann als ungefährlich ein.

Warum griff die Polizei erst drei Stunden nach Beginn des Massakers ein?

Trauer nach Massaker von Orlando.
Legende: Tampa Bay: Hunderte trauerten an zahlreichen Orten in Florida um die Opfer des Blutbades von Orlando. Keystone

Nach der ersten Schiesserei und dem Anruf des Täters gab es eine Geiselnahme. Der Täter soll fast drei Stunden am Telefon gewesen sein, wie Mitarbeiter der Einsatzkräfte berichteten. Dann entschloss man sich, den Club zu stürmen, weil viele Verletzte noch in den Räumen lagen und der Täter anscheinend nicht mit sich verhandeln liess. Man hoffte wirklich auf ein anderes Ende, doch dann kam es wie es kam. Man stürmte den Club und es gab eine wilde Schiesserei.

War der Schwulenclub ein zufälliges Ziel?

Das war wohl kein Zufall. Es ist ein leichtes Anschlagsziel für einen Extremisten. Der Täter selbst hatte sich ja als IS-Kämpfer betrachtet. Die Haltung der Terrororganisation gegenüber Homosexuellen ist bekannt. Von daher war der Anschlag sicherlich auch so geplant. Der Vater des Täters erklärte am Sonntag, sein Sohn habe sich vor kurzem über küssende Männer in Miami aufgeregt. Ob das der Auslöser war, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass eine offene Gay-Szene sicherlich ein Dorn im Auge eines Islamisten ist.

Trump hat sich zu Wort gemeldet. Die Tat beweise die Bedrohung durch den Islamismus. Wird da bereits heftig Wahlkampf betrieben?

Ja, leider haben einige Politiker und allen voran Trump versucht, das Blutbad von Orlando am Sonntagnachmittag politisch auszuschlachten. Trump forderte erneut ein Einreiseverbot für Muslime, obwohl der Täter ja in den USA geboren wurde.

Zahlreiche Republikaner haben sich zudem auf Fox-News gemeldet. Darunter war auch John Bolton, der frühere UNO-Botschafter in der G.-W.-Bush-Administration. Er warf dem Präsidenten vor, den Krieg gegen den Terror nur als eine Polizeiaktion zu sehen. Obama solle endlich dem Terror offiziell den Krieg erklären. Der Wahlkampf ist also eröffnet und macht auch keinen Halt vor einem Blutbad wie in Orlando.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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