Der neue tschechische Präsident Milos Zeman legte vor beiden Kammern des Parlaments den Amtseid ab. Ende Januar wurde er gewählt – als erster tschechischer Präsident direkt vom Volk.
Der 68jährige linksgerichtete Politiker löst Václav Klaus ab. Dieser war noch vom Parlament gewählt worden. Er kam vor allem am Ende seiner Amtszeit immer stärker in die Kritik.
Den oberen Zehntausend nicht fern
Milos Zeman will anders sein. Er gebärdet sich als Präsident der kleinen Leute: Er wolle die Stimme der «unteren zehn Millionen nicht-privilegierten Bürger» sein, sagte Zeman bei seiner Vereidigung. Doch: In seiner Zeit als Ministerpräsident vor 15 Jahren konnte er sich gut mit den oberen Zehntausend arrangieren.
Damals schreckte er auch nicht vor korrupten Geschäften zurück. Ziel seiner jetzigen Präsidentschaft soll aber unter anderem die Korruptionsbekämpfung sein.
EU-Flagge über der Prager Burg
Zeman trinkt jeden Tag mindestens sechs Gläser Wein und einen Kräuterschnaps. Er gibt sich volksnah und ist nie um einen Spruch verlegen. Dabei schiesst er manchmal auch über das Ziel hinaus. Im Wahlkampf bezeichnete er seinen Konkurrenten Karel Schwarzenberg als vaterlandslosen Verräter. Dieser wollte den Dialog mit Deutschland verstärken.
Dabei ist Zeman ein Pro-Europäer. Endlich will er wieder die EU-Flagge über der Prager Burg hissen, nachdem dies bei seinem europakritischen Vorgänger Klaus undenkbar war.
Brechen würde der neue Präsident am liebsten auch mit dem bürgerlichen Kabinett. Dessen Sparpolitik ist ihm ein Graus. Zeman würde in Tschechien gerne auch ein Sozialsystem nach skandinavischem Vorbild einführen. Das wird aber schwierig. Dafür gehen seine Kompetenzen nicht weit genug. Der Präsident hat in Tschechien nur repräsentative Aufgaben.