Die Türkei lässt nach wochenlanger Weigerung erstmals militärische Hilfe für die eingeschlossenen Kurden in der Grenzstadt Kobane zu. Damit ist der Weg über die Grenze frei für rund 200 kurdische Peschmerga-Kämpfer, die über die Türkei nach Syrien in die Grenzstadt Kobane einrücken dürfen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gab bekannt, dass mit dem irakisch-kurdische Parlament eine entsprechende Einigung erzielt worden sei. Die Autonome Region Kurdistan im Norden Iraks mit einer eigene Regierung und Parlament führt mit den Peschmerga auch eigene Streitkräfte.
Es ist das erste Mal, dass sich die Peschmerga auch in Syrien am Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) beteiligen. Die militärische Verstärkung aus dem Nordirak soll innerhalb von wenigen Tagen in Kobane ankommen.
IS hat bereits Wind bekommen
Vor dem Hintergrund dieses Entscheides haben Einheiten des IS eine Grossoffensive zur Übernahme von Kobane begonnen. Der IS hat inzwischen den bisher von den kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) gehaltenen Westen der Stadt Kobane eingenommen. Es handle sich um einen rund drei Kilometer langen Korridor von dem Hügel Tell Schair bis zur Stadtgrenze, sagte der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Dieser Korridor diente bislang als Landestelle für die Waffen, die US-Flugzeuge aus der Luft abwerfen.
Gegenwärtig würde der IS die Stadt weiter von Nordwesten her angreifen und versuchen, die Enklave von ihrem Grenzzugang zur Türkei abzuschneiden. Kurdische Kämpfer leisten seit mehr als einem Monat mit Luftunterstützung der internationalen Anti-IS-Koalition erbitterten Widerstand gegen die Dschihadisten. Die YPG halten somit nur noch den knapp drei Quadratkilometer grossen Stadtkern Kobanes.
Opfer auf beiden Seiten
Die US-Streitkräfte bombardierten auch IS-Stellungen nahe von Kobane. Laut der syrischen Menschenrechtsgruppe starben in Syrien mindestens 553 Menschen, darunter 32 Zivilisten seit dem Beginn der Luftangriffe vor genau einem Monat. Auf der Seite der Angreifer starben mindestens 464 IS-Dschihadisten und 57 Kämpfer der Al-Nusra-Front. Bei den meisten Getöteten handle es sich nicht um Syrer, sondern um ausländische Kämpfer, die sich dem IS und der Al-Nusra-Front angeschlossen hatten.