Neue Eskalation an der Grenze zu Syrien: Das türkische Militär hat ein syrisches Kampfflugzeug abgeschossen. Die Maschine habe am Sonntag den türkischen Luftraum verletzt, sagte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Die Maschine ging am Nachmittag auf syrischer Seite nahe der Grenzstadt Kasab (Provinz Latakia) nieder. Erste Fernsehbilder zeigten eine Rauchsäule über den bewaldeten Hügeln entlang der Grenze. Die Regierung in Syrien verurteilte den Abschuss scharf.
Das Aussenministerium in Damaskus habe die «türkische Aggression» als «beispiellos und nicht rechtfertigbar» bezeichnet, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Der Vorfall reflektiere den «Bankrott Erdogans».
Wer den türkischen Luftraum verletzt, erhält eine entschiedene Antwort.
Erdogan bestätigte den Abschuss auf einer Wahlkampfkundgebung in der nordwesttürkischen Provinz Kocaeli. Er habe die türkische Luftwaffe zu dem Einsatz beglückwünscht, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu. Der Regierungschef erklärte, es seien an der Grenze mehrere türkische F-16-Kampfflugzeuge eingesetzt worden. Wer den türkischen Luftraum verletze, erhalte eine entschiedene Antwort, sagte er.
Nicht erster Abschuss
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, das syrische Kampfflugzeug habe Angriffe auf Rebellen in der syrischen Provinz Latakia geflogen, die einen Grenzposten hätten einnehmen wollen. «Die Maschine fing Feuer, bevor sie auf syrischem Gebiet niederging.»
Seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien gab es entlang der Grenze mehrfach schwere Zwischenfälle und Anschläge auf türkische Grenzposten. Im September vergangenen Jahres hatte die Türkei dort einen syrischen Militärhubschrauber abgeschossen. Der Helikopter habe die türkische Grenze überflogen und sei mehrfach gewarnt worden, hatte Ankara erklärt. Im Jahr zuvor hatte die syrische Luftverteidigung über dem Mittelmeer ein türkisches Kampfflugzeug abgeschossen, wobei die Details strittig blieben.
Im Gebiet um Kasab hatten Rebellen auf syrischer Seite in der vergangenen Woche den letzten Grenzübergang zur Türkei eingenommen, der noch von den syrischen Regierungstruppen kontrolliert worden war. Nach Berichten von Revolutionsaktivisten war an den Kämpfen in Kasab auch die islamistische Al-Nusra Front beteiligt, die von westlichen Geheimdiensten als Terrororganisation eingestuft wird.