Nach dem neusten Skandal um die Fifa platzt Uefa-Präsident Platini der Kragen: «Genug ist genug, wir wollen diesen Fifa-Präsidenten nicht mehr haben», sagte er an der Uefa-Medienkonferenz in Zürich.
«Ich habe ihm gesagt: Bitte verlasse die Fifa. Lass es sein», berichtete Platini von seiner Unterredung mit Blatter. «Es wäre ein Zeichen von Grösse gewesen.» Fussball sei wichtiger als Personalien. Doch Blatter habe ihm geantwortet: «Es ist zu spät. Ich kann nicht aufhören, nicht zu Beginn dieses Kongresses.»
Nachdem sich Fifa-Präsident Sepp Blatter am Donnerstagmorgen mit den Verbänden getroffen hatte, tagten die Delegierten des europäischen Fussballverbandes Uefa. Sie beschlossen, den Fifa-Kongress vom Freitag im Zürcher Hallenstadion nicht zu boykottieren.
Uefa wirbt für Prinz Ali
Die Uefa will aber zu grossen Teilen für Prinz Ali bin al-Hussein als neuen Präsidenten votieren. «Wir sind mehrheitlich und eindeutig für den Wechsel an der Fifa-Spitze und werden dafür am Kongress auch ein Stück weit kämpfen», sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach als Mitglied des Uefa-Exekutivkomitees.
Insgesamt stimmen am Freitag 209 Fifa-Mitglieder ab, der Sieger braucht ab dem zweiten Wahlgang die einfache Mehrheit. Die Wahl ist geheim.
Mehr zum Fifa-Eklat
- Fifa-Fiasko: Image-Schaden für Standort Zürich? Fifa-Fiasko: Image-Schaden für Standort Zürich?
- Der Anfang vom Ende der «Fifa-Mafia»? Der Anfang vom Ende der «Fifa-Mafia»?
- Blatter beruft Fifa-Krisensitzung ein Blatter beruft Fifa-Krisensitzung ein
- Jack Warner hat sich den Behörden gestellt Jack Warner hat sich den Behörden gestellt
Uefa-Rückzug wird zum Thema
Sollte Blatter die Wahl erneut gewinnen, schliesst Platini einen Rückzug der europäischen Mannschaften aus allen Fifa-Wettbewerben nicht aus. An einer Sondersitzung rund um das Champions-League-Finale in Berlin werde man in der kommenden Woche «alle Möglichkeiten ins Auge fassen». Er wünsche aber nicht, dass es zu einem Rückzug komme.
Muss Blatter doch noch zittern?
Die bisher als sicher geltende grosse Mehrheit für die Wiederwahl von Amtsinhaber Blatter scheint zu bröckeln. Auch Australien hat inzwischen bekanntgegeben, für Prinz Ali zu stimmen. «Blatter kann geschlagen werden», gab sich Platini zuversichtlich.
Der Engländer David Gill will auf seinen Platz im Fifa-Exekutivkomitee verzichten, sollte Blatter gewählt werden.
Klar gegen Blatter Stellung bezogen
Die Spitze des europäischen Dachverbandes Uefa hatte sich am Mittwoch in bisher nicht gekannter Deutlichkeit gegen Fifa-Präsident Blatter positioniert und eine Verschiebung des Kongresses samt Wahlen gefordert. Der Verband erwog auch den Boykott der Veranstaltung. Uefa-Chef Michel Platini ist der ranghöchste Vertreter der Anti-Blatter-Koalition.