Es sind gleich mehrere Fronten, an denen die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine einer Zerreissprobe unterstellt werden. Da ist der Streit um ausstehende Zahlungen Kiews an den russischen Energiekonzern Gazprom, welche erneut ergebnislos vertagt wurden. Wird bis morgen keine Einigung erzielt, droht ein Lieferstopp.
Gleichzeitig haben pro-russische Separatisten mit dem Abschuss einer Militärmaschine der ukrainischen Regierung einen herben Schlag versetzt. Beim Angriff kamen 49 Menschen ums Leben. Vor der russischen Botschaft in Kiew kam es zu Ausschreitungen, als wütende Ukrainer gegen die Regierung im Nachbarland demonstrierten.
Ende der diplomatischen Beziehungen?
Kiew macht Russland indirekt für die Attacke verantwortlich, da es Moskau vorwirft, die Separatisten mit Waffen und Ausrüstung zu beliefern. Die Ukraine hat Russland mit einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht.
Falls Russland weiterhin zur Verschärfung der Lage im Osten der Ex-Sowjetrepublik beitrage, müsse die Ukraine zu diesem «äussersten Mittel» greifen, sagte Aussenminister Andrej Deschtschiza in Kiew. Er wünsche sich dies aber nicht, denn sonst würden wichtige Gespräche mit Moskau noch schwieriger werden.
Russland verhindere aber nicht, dass über die gemeinsame Grenze Verstärkung für die Aufständischen gelange. Der Sicherheitsrat in Kiew werde daher am Montag über eine Schliessung der Grenze beraten, sagte Deschtschiza.
Russland bestreitet derweil mit Nachdruck, Einfluss auf die Aufständischen im Nachbarland zu haben.
Keine Schonfrist für Poroschenko
Unter hohem Druck steht derweil der frisch gewählte Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko. Der Präsident strebt ein engeres Verhältnis zu Moskau an, während Stimmen in seinem Umfeld immer lauter werden, die eine Verhängung des Kriegsrechts in den umkämpften Gebieten Lugansk und Donezk fordern.
Die ukrainischen Truppen haben derweil mit tagelangen Luftangriffen auf Stellungen militanter Gruppen ihre Offensive fortgesetzt. Bei einem Angriff auf Kramatorsk seien mehr 50 Separatisten getötet und etwa 150 verletzt worden, sagte Armeesprecher Wladislaw Selesnjow.
Viele der Kämpfer stammten aus dem benachbarten russischen Konfliktgebiet Nordkaukasus. Über die Opferzahlen hatte es in der letzten Zeit aber häufig abweichende Angaben gegeben.