Überschattet von Gewalt und Drohungen prorussischer Separatisten hat die Ukraine mit der Wahl eines neuen Präsidenten begonnen.
Im krisengeschüttelten Osten der Ex-Sowjetrepublik öffnete allerdings nur ein Bruchteil der Wahllokale. Örtlich Medien berichteten von vereinzelten Übergriffen moskautreuer Kräfte auf Wahlstellen. Viele Einwohner der Gebiete Donezk und Lugansk trauten sich demnach nicht zur Wahl oder fanden keine Möglichkeit zur Stimmabgabe vor.
Im Gegenteil: Mehrere tausend Menschen demonstrierten in dieser Region gegen die landesweite Präsidentenwahl. Auf dem zentralen Lenin-Platz in Donezk seien mehr als 2500 Menschen versammelt, meldete die Agentur Itar-Tass. Eine Einheit bewaffneter Aufständischer sei mit Jubelrufen begrüsst worden, hiess es.
Favorit Poroschenko
Als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des nach Russland geflüchteten Staatschefs Viktor Janukowitsch gilt der Schokoladenfabrikant Pjotr Poroschenko. Erhält keiner der 21 Bewerber die absolute Mehrheit, ist eine Stichwahl nötig.
Insgesamt sind rund 35 Millionen Menschen wahlberechtigt. Mit eingerechnet sind auch die Einwohner der Schwarzmeerhalbinsel Krim, die Russland sich eingegliedert hatte. Krim-Bewohner können ihre Stimme aber nur auf dem Festland abgeben.
Klitschko kandidiert für Bürgermeisteramt
Die prowestliche Führung in Kiew, die EU und die USA hoffen, dass die Abstimmung die Lage in der Ukraine stabilisiert. Die Ukraine ist seit der Amtsenthebung und Flucht von Präsident Viktor Janukowitsch ins russische Exil Mitte Februar ohne gewählten Staatschef.
In der Hauptstadt Kiew tritt zugleich der frühere Boxweltmeister Vitali Klitschko als Kandidat bei der Bürgermeisterwahl an. Auf nationaler Ebene hatte Klitschko seine Kandidatur zugunsten von Pjotr Poroschenko zurückgezogen.
Im Rennen um das Bürgermeisteramt sehen Umfragen den Klitschko deutlich in Führung. 2006 und 2008 hatte der 42-Jährige die Bürgermeisterwahlen verloren. Das Amt hat vor allem repräsentative Funktion.