Kurz vor den Jemen-Friedensgesprächen in Genf nimmt die von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz die Hauptstadt Sanaa unter Beschuss. Wie die Deutsche Presse-Agentur von Augenzeugen erfuhr, wurden mindestens sieben Zivilisten getötet und vier Häuser in der Altstadt, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, zerstört.
Es war den Angaben nach der erste solche Angriff auf den historischen Stadtteil seit Beginn der Bombardements am 26. März. Auch ein Waffenlager der Huthi-Rebellen wurde laut Anwohnern bombardiert. Zuvor hatte in Sanaa zwei Tage angespannte Ruhe geherrscht.
80 Prozent der Bevölkerung brauchen Hilfe
Im ärmsten Land Arabiens kämpfen schiitische Huthis gegen Anhänger des sunnitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi. Der Staatschef war vor einigen Monaten nach Saudi-Arabien geflüchtet. Seit Ende März bombardiert ein von Riad geführtes Bündnis Stellungen der Aufständischen. Nach UNO-Angaben sind im Jemenkrieg seit März etwa 2300 Menschen getötet worden.
Hilfsorganisationen appellierten erneut an die Konfliktparteien, die Kämpfe zu beenden. Im Jemen herrsche bereits jetzt eine der weltweit grössten humanitären Krisen, erklärte die Entwicklungsorganisation Oxfam in einer gemeinsamen Mitteilung mit anderen internationalen Gruppen.
80 Prozent der Bevölkerung seien auf Unterstützung angewiesen, knapp die Hälfte hungere. Wegen des unsicheren Ausgangs der Friedensgespräche fordern die Helfer, dass zumindest die Versorgungsblockade sofort aufgehoben wird.
Gespräche in der Schweiz mit ungewissem Ausgang
Am Sonntag sollen in Genf die Verhandlungen zwischen Vertretern der Huti und des nach Saudi Arabien geflohenen Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi unter Aufsicht der UNO beginnen. Die Ausgangslage der Verhandlungen ist sehr schwierig, Experten erwarten keinen Durchbruch.
Der von Saudi-Arabien unterstützte Hadi pocht auf die Umsetzung der UNO-Resolution 2216, nach der sich die Huti aus den Städten zurückziehen und Hadi als Staatsoberhaupt anerkennen sollen. Für die mit Iran verbündeten Huti gibt es aber keinen triftigen Grund, die trotz der Luftangriffe erreichten Bodengewinne wieder aufzugeben.