Die Mitglieder des Weltsicherheitsrats haben sich am späten Abend in New York auf eine gemeinsame Reaktion auf den neuen nordkoreanischen Atomtest verständigt.
Man «werde unverzüglich damit beginnen», einen Entwurf mit angemessenen Massnahmen zu erarbeiten, sagte Neuseelands UNO-Botschafter Gerard van Bohemen, dessen Land derzeit den Ratsvorsitz innehat.
«Harte Reaktion» gefordert
Vor der Sitzung hatte bereits der französische UNO-Botschafter François Delattre gesagt: «Wir glauben, neue Sanktionen sind unausweichlich.» Er forderte eine «sehr rasche und harte Reaktion» der Weltgemeinschaft.
Nach dem erneuten Atomtest hatten die USA Nordkoreas engsten Verbündeten China aufgerufen, Druck auf das isolierte Land auszuüben. «China hat eine besondere Verantwortung für diese Entwicklung und hat deshalb eine besondere Verantwortung, sich ihr entgegenzusetzen», sagte US-Verteidigungsminister Ash Carter bei einem Besuch in Norwegen.
Es sei wichtig, dass China seinen Einfluss zum Abbau von Atomwaffen auf der koreanischen Halbinsel geltend mache. Insgesamt müsse die internationale Gemeinschaft den Druck auf Nordkorea erhöhen.
«Neu entwickelter Atomsprengkopf»
Am Freitagmorgen hatten Erdbebenwarten Erdstösse der Stärke 5,3 im Bereich des nordkoreanischen Atomtestgeländes Pyunggye-Ri registriert. Dort hatte Nordkorea im Januar nach eigenen Angaben eine Wasserstoffbombe getestet. In den folgenden Monaten setzte sich das Land immer wieder mit Raketentests über ein internationales Verbot hinweg. Nordkorea teilte mit, bei dem Test am Freitag sei ein «neu entwickelter Atomsprengkopf» erfolgreich gezündet worden.
Der südkoreanischen Regierung zufolge handelte es sich um den bislang stärksten Atomwaffentest Nordkoreas. Gemäss dem Verteidigungsministerium in Seoul wurde eine Detonationsstärke von rund zehn Kilotonnen gemessen. Die bislang heftigste Explosion war im Februar 2013 mit sechs bis neun Kilotonnen registriert worden. Die Atombombe, die 1945 über dem japanischen Hiroshima abgeworfen worden war, hatte eine Sprengkraft von rund 15 Kilotonnen.
China empört
Der neuerliche Atomtest wurde international einhellig verurteilt - selbst Nordkoreas engster Verbündeter China reagierte empört. Auf die Frage nach Sanktionen ging die Volksrepublik aber nicht ein.
Der chinesische UNO-Botschafter Liu Jieyi betonte nach dem Ende der Dringlichkeitssitzung jedoch die Notwendigkeit, gemeinsam auf eine atomwaffenfreie Koreanische Halbinsel hinzuarbeiten. Beide Seiten müssten jede Provokation vermieden.
«Dreiste Verletzung»
Russlands UNO-Botschafter Witali Tschurkin sagte vor Journalisten, der Test müsse zunächst einmal verurteilt werden. «Und dann gucken wir, was wir tun können.» US-Präsident Barack Obama drohte der Führung in Pjöngjang mit neuen Sanktionen.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte eine «angemessene» Reaktion des Sicherheitsrates gefordert. Er hat den erneuten Atomtest «auf allerschärfste Art und Weise» kritisiert. «Das ist schon wieder eine dreiste Verletzung der Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats», sagte Ban im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York.
«Schneller drehende Spirale der Eskalation»
«Diese inakzeptable Handlung gefährdet Frieden und Sicherheit in der Region und ist eine Erinnerung daran, dass das weltweite Verbot von Nukleartests dringend gestärkt werden muss.» Ban rief die nordkoreanische Regierung zu einem Kurswechsel und den UNO-Sicherheitsrat zum Handeln auf. «Wir müssen diese sich immer schneller drehende Spirale der Eskalation dringend stoppen.»
Seit dem ersten Atomwaffentest 2006 hat der UNO-Sicherheitsrat mehrere Runden scharfer Strafmassnahmen verhängt, doch hielten sie das international ohnehin völlig isolierte Land nicht davon ab, immer wieder Atombomben und Raketen zu testen.