Das Vorgehen der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) gegen die irakische Volksgruppe der Jesiden könnte nach Einschätzung der Vereinten Nationen als versuchter Völkermord gewertet werden. Dafür sprächen einige Fakten, sagte der für Menschenrechte zuständige UNO-Diplomat Ivan Simonovic nach einer Reise in das Land.
Die Islamisten wollten die religiöse Gruppe vernichten: Die Jesiden müssten entweder zum Islam übertreten oder würden getötet, sagte Simonovic. Der IS betrachtet die Jesiden als Teufelsanbeter. Tausende Angehörige der Minderheit sind erschossen, lebendig begraben oder als Sklavinnen verkauft worden.
Massenhinrichtungen in einer Schule
Simonovic hatte sich in den Städten Erbil, Bagdad und Dohuk mit Regierungsvertretern und Vertriebenen getroffen, darunter mit 30 Jesiden. Diese hätten unter anderem von einer Massenhinrichtung von Jesiden in einer Schule berichtet, nachdem diese sich geweigert hätten, zum Islam überzutreten. Das Schicksal von hunderten vermissten Frauen und Kindern ist unklar.
US-Präsident Barack Obama hatte im August Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak angeordnet, um nach seinen Aussagen einen bevorstehenden Völkermord zu verhindern. Seit dieser Woche sind erneut Tausende Jesiden in Bedrängnis, weil der IS in der Nähe des Höhenzuges Sindschar im Nordirak gegen sie vorrückt. Die Minderheit bat deswegen die USA erneut um Hilfe.