Gotovina war Befehlshaber der «Operation Sturm», bei der kroatische Armeeeinheiten 1995 die von ethnischen Serben kontrollierte Region Krajina eroberten. Es sei nicht erwiesen, dass die Vertreibung von rund 200'000 Serben am Ende des kroatischen Bürgerkrieges (1991-1995) durch die beiden wichtigsten Offiziere des damaligen Heeres geplant war, sagte der Vorsitzende Richter Theodor Meron zur Begründung.
Die Berufungskammer des Tribunals sprach neben Gotovina auch den mitangeklagten Ex-General Mladen Markac frei. Die beiden 57 Jahre alten Generäle wurden sofort auf freien Fuss gesetzt.
In erster Instanz waren sie vom UNO-Tribunal 2011 wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beim Vorgehen gegen die serbische Bevölkerung zu 24 und 18 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
«Kleine Sensation»
Für SRF-Korrespondentin Elsbeth Gugger sind die Freisprüche «eine kleine Sensation», wie sie unmittelbar nach Bekanntgabe des Urteils in Radio DRS sagte. Niemand habe damit gerechnet, denn immerhin hätten sie von der Vorinstanz hohe Strafen kassiert.
Ganz so einig seien sich die 5 Richter des Berufungsgerichts allerdings nicht gewesen, sagte die Den-Haag-Korrespondentin von Schweizer Radio DRS weiter. Denn bei jedem Anklagepunkt habe es einen oder zwei Richter gegeben, die nicht mit dem Freispruch einverstanden gewesen seien. Das nur bekannt gegebene Urteil sei aber definitiv. Eine weitere Berufungsinstanz gebe es nicht.
Begeisterung und Empörung
Ganz Kroatien reagierte auf den Freispruch der beiden Generäle mit unbeschreiblichem Jubel. Zehntausende Menschen feierten auf den zentralen Plätzen aller grösseren Städte und lagen sich nach dem Urteil weinend und singend in den Armen.
«Kroatien ist unschuldig», jubelten auch die Zeitungen. Viele Kroaten sehen Gotovina noch immer als Volksheld. Die Freisprüche ernteten scharfe Kritik in Belgrad. Mit dem Freispruch von Gotovina und dem mitangeklagten Ex-General Mladen Markac habe das Gericht «jede Glaubwürdigkeit verloren».