Grenzenlos ist sie nicht – die Freiheit des Kiffens, die Uruguay auf Betreiben seines Präsidenten José Mujica einführt. Rund um das entsprechende Gesetz, das heute Dienstag in Kraft tritt, ist vieles streng reguliert.
Etwa der Preis. Umgerechnet knapp einen Franken kostet das Gramm Marihuana. Maximal 40 Gramm im Monat bekommt jeder, der Kiffen will. Voraussetzung ist aber, dass er sich als Konsument registrieren lässt oder einem der Marihuana-Clubs beitritt, die kontrolliert werden. Beides ist nur Staatsbürgern oder niedergelassenen Ausländern möglich. Damit beugt der Staat dem Kiffertourismus vor.
Marihuana-Freigabe als erster Schritt
Vorgesorgt ist auch dafür, dass das staatlich produzierte, in Apotheken verkaufte Marihuana nicht in falsche Hände gerät. Staatspräsident José Mujica sagt im SRF-Interview dazu: «Wir bauen nur geklonte Pflanzen an; solche mit ganz bestimmten Merkmalen, die unser Marihuana als uruguayisches ausweisen. Taucht solcher Stoff zum Beispiel in Brasilien auf, so wissen wir, dass etwas schief läuft, dass wir über die Bücher müssen.» Man habe die Verpflichtung, die Nachbarn zu schützen, weil sie andere Gesetzgebungen haben.
Marihuana freigeben, das sieht Uruguays Präsident nur als den ersten Schritt. Wenn das Experiment gelinge, sagt der 78-Jährige, dann müsse man sich nächste Schritte mit harten Drogen wie Kokain überlegen.
USA sind gescheitert
In Uruguay selbst ist die Legalisierung des Kiffens umstritten. Zwei von drei Bürgern sind laut Meinungsumfragen dagegen. Dass der Präsident seine Vorlage dennoch vors Parlament brachte, hat mit der Absicht zu tun, dem organisierten Verbrechen mit einer Marktliberalisierung das Handwerk zu legen. Denn in den Augen des uruguayischen Präsidenten ist der namentlich von den Vereinigten Staaten verfochtene «Krieg gegen die Drogen» gescheitert. Ihre Kriminalisierung begründe erst die Macht und den Reichtum der illegalen Kartelle. Mit polizeilicher Bekämpfung sei ihnen nicht beizukommen, argumentiert Mujica.
Unter den Staaten Lateinamerikas ist Uruguay wohl der Pionier auf der Suche nach neuen Lösungen. Doch viele Länder sind unzufrieden mit der Drogenprohibition und der Gewalttätigkeit, die sie nach sich zieht. Am letzten Gipfeltreffen aller lateinamerikanischen Staaten fassten die Latinos den Entschluss, das Thema Drogenkrieg 2016 in den Vereinten Nationen zu diskutieren – gegen den Willen der USA.