Die Arab Bank muss wegen der systematischen Unterstützung der palästinensischen Hamas deren Opfern Entschädigungen zahlen. So urteilte die Jury eines New Yorker Bezirksgerichts. Die Höhe der Entschädigungssumme wurde noch nicht festgelegt, dazu wäre ein zweites Verfahren notwendig.
Angehörige von Opfern, die bei Selbstmordanschlägen in Israel und den Palästinensergebieten getötet worden waren, hatten vor zehn Jahren gegen die Bank geklagt.
Bank geht in Berufung
Ein Anwalt der Klägerseite feierte das Urteil als «Meilenstein», da erstmals eine Bank für die «Unterstützung von Terroristen» haftbar gemacht worden sei. Die Arab Bank ihrerseits kündigte Einspruch an. Das Verfahren sei von «dünnen Beweisen» geprägt und «mit Fehlern gespickt» gewesen. So seien Zeugen der Verteidigung gleich reihenweise abgelehnt worden.
Die Arab Bank soll Anschläge finanziert haben, indem sie während der Zweiten Intifada von 2000 bis 2005 den Familien von Selbstmordattentätern der Hamas Geld aus einem in Saudi-Arabien angelegten Entschädigungsfonds überwies. Mehr als 70 Millionen Dollar sollen so an die Hamas und andere Organisationen geflossen sein.
Bloss normale Bankgeschäfte?
Die Bank beharrt darauf, dass kein Zusammenhang zwischen ihren Geldtransfers und der Finanzierung von Anschlägen nachgewiesen worden sei. Das Kreditinstitut habe auch nichts mit dem Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern zu tun und lediglich «alltägliche Bankgeschäfte» ausgeführt.
Diese hätten in keiner Weise gegen US-Gesetze zur Terrorabwehr verstossen. Zudem habe die Bank nie die Absicht gehabt, «die Hamas oder andere bekannte Terrorgruppen zu unterstützen».
Multinationale Grossbank
Das erste private Geldinstitut in der arabischen Welt ist heute ein multinationales Finanzunternehmen mit 600 Niederlassungen in 30 Ländern, darunter auch in der Schweiz. In der Bilanz für 2013 wies die Arab Bank Einlagen in Höhe von 46,4 Milliarden Dollar aus, bei einem Eigenkapital von 7,8 Milliarden Dollar. Acht Jahrzehnte lang überstand die Firmengruppe alle Kriege und Umbrüche im Nahen Osten.
In den Palästinensergebieten ist die Arab Bank für Entwicklungshelfer aus den USA und Europa, von der UNO oder internationalen Hilfsorganisationen die erste Wahl, wenn es um die Finanzausstattung von Aufbauprojekten geht.
Sie verwaltet auch die Konten der Palästinensischen Autonomiebehörde, auf die Israel deren Anteil an Zöllen und Steuereinnahmen überweist. Mit fast eintausend Bankangestellten in 27 Filialen ist das Institut auch einer der wichtigsten Arbeitgeber im Westjordanland und in Gazastreifen.