Journalisten fragen, Kandidaten antworten. TV-Debatten in den USA verlaufen nach einem einfachen Konzept. Ausser, die Kandidaten verweigern sich den Fragen und attackieren stattdessen die Journalisten. Das tönt dann so: «Sogar die Leute in New Jersey, das für seinen schroffen Umgangston bekannt ist, würden ihre Frage als rüpelhaft bezeichnen», donnert der Republikaner Chris Christie, und das Publikum im Saal tobt.
Parteikollege Ted Cruz doppelt nach: «Sehen Sie, genau deshalb trauen die Leute den Medien nicht», ruft er und breitet seine Arme wie ein Pfarrer aus. Statt seriöse Fragen zu stellen, versuchten die Moderatoren die Kandidaten gegeneinander auszuspielen und mit Fangfragen reinzulegen.
Erstarkte Anti-Medien-Bewegung
Die Moderatoren der Fernsehdebatten sind unter Beschuss. Das waren sie auch früher schon. Legendär, wie Newt Gingrich vor vier Jahren einen CNN-Moderator attackierte und die Frage mit dem tosenden Applaus des Publikums weggespült wurde. Neu ist, wie stark die Anti-Medien-Bewegung geworden ist, vor allem bei den Republikanern, aber nicht nur.
Es sei eine bedenkliche Entwicklung in einer Demokratie, findet Professor Tim Vos von der renommierten Journalistenschule an der Universität von Missouri: «Die Medien sind halt nicht beliebt und haben in gewissen Kreisen einen schlechten Ruf. Da kann man mit einer Breitseite auf die Medien leicht politisch punkten.»
Dazu kommt, dass die US-Wähler immer öfter nur noch Medien konsumieren, die einseitig berichten und sie in ihren eigenen Ansichten bestärken.
Medien wehren sich nicht
Verwunderlich ist die Reaktion der angegriffenen Medien. Statt sich zu wehren und hinzustehen, ducken sie sich. Das ist bei Recherchen über Kandidaten der Fall, die diese einfach als Lügen abtun können und damit auch wegkommen, bis jetzt auf jeden Fall ohne negative Auswirkungen auf ihre Umfragewerte.
Besonders augenfällig allerdings ist das mangelnde Rückgrat der Medien bei den TV-Debatten. Diese Sendungen haben dieses Jahr Rekord-Einschaltquoten. Das TV-Management gibt für die vielen Werbedollars gerne ein bisschen journalistische Unabhängigkeit auf. Jim Warren vom bekannten Poynter-Institute für Medienstudien stellt fest: «Die Medien wissen heute nicht genau, wie sie in der Zukunft Geld verdienen können. Einige, nicht alle, haben Beisshemmungen.»
Die republikanischen Kandidaten haben schon bei vergangenen Debatten in diesem Wahljahr die Länge und gewisse Formatvorgaben durchgeboxt. Nun wollen sie noch mehr Einfluss, es geht um die Raumtemperatur, um den Kamerawinkel, um die Art der Fragen. Und dem Sender NBC nahm man sogar eine bereits vereinbarte Debatte wieder weg, als Strafaktion. Die anderen Medien berichteten zwar darüber, aber ein Aufschrei war nirgends zu hören.
Werbung auf Kosten der Konkurrenz
Heute Abend steht auf dem Börsensender Fox Business Network erneut eine Debatte der Republikaner an. Dieser macht schon mal Werbung auf Kosten seiner Konkurrenz: «Wir werden die richtigen Fragen stellen», behauptet der Werbesprecher im Spot. Zu hoffen bleibt, es seien Fragen, die sich die Journalisten überlegt haben und nicht die Kandidaten selber.