Die USA wollen erstmals schweres Militärgerät in die Nato-Staaten Mittel- und Osteuropas verlegen. Geplant sei, dass die USA «vorübergehend Ausrüstungsmaterial und Fahrzeuge für eine Kampfbrigade stationieren», sagte US-Verteidigungsminister Ashton Carter. Er informierte darüber in Estlands Hauptstadt Tallinn an einer Medienkonferenz mit seinen Amtskollegen aus den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen.
«Wir sind uns alle einig, dass wir unsere Verbündeten verteidigen, ohne einen kalten oder heissen Krieg mit Russland anzustreben», betonte Carter und sicherte den östlichen Nato-Mitgliedern die Solidarität von USA und Nato zu.
Zur Ausrüstung gehörten auch Panzer und Artilleriegeschütze für mehrere tausend Soldaten. «Estland, Lettland, Litauen, Bulgarien, Rumänien und Polen haben zugestimmt, die Ausrüstung aufzunehmen, die in der Region an verschiedenen Standorten für Ausbildung und Übungen genutzt werden soll», sagte der Chef des Pentagons.
Wunsch der Nachbarn von Russland
Ein Zeitplan für die Stationierung wurde nicht genannt. Laut dem litauischen Verteidigungsministerium könnten die ersten Waffen Anfang nächsten Jahres in der Region eintreffen.
Estland gehört neben Lettland, Litauen und Polen zu den vier unmittelbaren Nachbarn Russlands, die zur Nato gehören. Alle vier Staaten hatten seit der russischen Annexion der Krim wiederholt die dauerhafte Stationierung von Nato-Truppen auf ihrem Gebiet gefordert.
So verteidigte Estlands Verteidigungsminister Sven Mikser die Ankündigung Carters. «Zusammen mit der vorgelagerten Ausrüstung würde eine beständige Präsenz dieser Grösse eine ausreichend starke Botschaft an jeden potenziellen Aggressor senden», sagte Mikser.
Unterstützung für Nato-Eingreiftruppe VJTF
Dokumentation Nato
Der US-Botschafters bei der Nato, Douglas E. Lute kündigte zudem an, was Carter beim Treffen der Verteidigungsminister in Brüssel am Mittwoch vorbringen wolle. Nämlich die Unterstützung der USA für die neue schnelle Eingreiftruppe der Nato (VJTF) in Europa, häufig als «Speerspitze» bezeichnet.
Die USA würden unter anderem Lufttransport-Kapazitäten zur Verfügung stellen. Es bringe wenig, wenn es eine Brigade in Mitteleuropa gebe, diese aber nicht innerhalb kürzester Zeit an den Einsatzort gebracht werden könne, sagte Lute in Anspielung auf die begrenzten Transportkapazitäten der europäischen Nato-Partner.