Angesichts der schweren politischen Krise in Venezuela wollen die sozialistische Regierung und die Opposition Verhandlungen aufnehmen. Die Gespräche beginnen am kommenden Sonntag auf der Insel Margarita, wie der Gesandte des Vatikans, Emil Paul Tscherrig, mitteilte.
Die Wahlbehörde hatte zuletzt den Referendumsprozess gegen Präsident Nicolás Maduro überraschend gestoppt. Die Opposition sprach von einem Staatsstreich, die Organisation Amerikanischer Staaten nannte Venezuela eine Diktatur.
Hochrangige Delegation zugegen
«Das Ziel des nationalen Dialogs ist es, Verabredungen zu treffen, ein Klima des Vertrauens zu schaffen, den Konflikt zu überwinden und einen Mechanismus zum friedlichen Zusammenleben zu finden», sagte Tscherrig.
Bei dem Treffen zwischen Vertretern der Regierung und der Opposition am Montag waren auch der frühere spanische Ministerpräsident José Zapatero, der dominikanische Ex-Präsident Leonel Fernández und der ehemalige panamaische Staatschef Martín Torrijos zugegen.
Präsident Maduro begrüsste die Einigung auf einen Dialog und dankte den internationalen Vermittlern. «Der Weg des Vaterlandes ist der Frieden, der Wohlstand und das soziale Glück», sagte er.
Zuvor war Maduro in Rom von Papst Franziskus empfangen worden. Bei dem privaten Treffen habe das katholische Kirchenoberhaupt seine Sorge über die Lage in Venezuela geäussert und für einen Dialog plädiert, teilte der Vatikan mit. Maduro sprach von einem warmherzigen Treffen.
Oppositionsführer Henrique Capriles seinerseits gebrauchte deutliche Worte: «Ich sage Papst Franziskus: Wir kämpfen hier gegen den Teufel.» Für Mittwoch rief er zu Grossdemonstrationen im ganzen Land auf. «Es ist die Stunde gekommen, um die Verfassung zu verteidigen.»
Jahrelange Misswirtschaft unter Maduro
Venezuela leidet unter einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. Seit dem Sieg der Regierungsgegner bei der Parlamentswahl Ende vergangenen Jahres bekämpfen sich Opposition und Regierung. Mit dem nun blockierten Referendum wollen Maduros Gegner den Staatschef vorzeitig abwählen.
Wegen des niedrigen Ölpreises und jahrelanger Misswirtschaft fehlt es in dem südamerikanischen Land an Lebensmitteln, Medikamenten und Dingen des täglichen Bedarfs. Maduro war in den vergangenen Tagen nach Aserbaidschan, Iran, Saudi-Arabien und Katar gereist, um ein Bündnis für höhere Ölpreise zu schmieden.
Unterdessen verschaffte sich der von der Pleite bedrohte Erdölkonzern PDVSA etwas Luft. Das Staatsunternehmen tauschte einen Teil seiner fälligen Anleihen in längerfristige Bonds um und verschob damit Rückzahlungen in Höhe von 2,8 Milliarden US-Dollar bis in Jahr 2020. Eine Pleite würde das südamerikanische Land zusätzlich destabilisieren.