Über 220 assyrische Christen sind Anfang Woche von der Terrormiliz Islamischer Staat im Nordosten Syriens entführt worden. Jetzt laufen Verhandlungen über eine mögliche Freilassung der Geiseln. Die Gespräche mit dem sunnitischen IS würden von Vertretern der assyrischen Christen und sunnitischen Stammesführern geführt. Das sagte Osama Edward, Leiter des Assyrischen Netzwerks für Menschenrechte.
Die IS hatte nordwestlich der Stadt Al-Hassaka im Nordosten Syriens mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht, die von assyrischen Christen bewohnt sind. Die oppositionsnahen Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht von 220 Menschen in der Hand der IS-Miliz. Assyrische Aktivisten sprachen gar von fast 270 Geiseln. Zudem flohen rund 6000 Menschen vor den Angriffen in umliegende Städte.
Während der ganzen Woche gingen die Kämpfe zwischen dem IS und kurdischen Einheiten um die assyrischen Dörfer weiter. Heftige Gefechte gab es dabei nordwestlich von Al-Hassaka beim Ort Tel Chamis nahe der Grenze zum Irak. Bei den Kämpfen seien 175 IS-Extremisten und Dutzende ihrer Gegner getötet worden, erklärten syrischen Menschenrechtsbeobachter. Die Kurden hätten etliche Dörfer erobert.
Keine Hilfslieferungen mehr möglich
Auch in anderen Teilen des vom Bürgerkrieg zerrissenen Landes leidet die Zivilbevölkerung. Über 212‘000 Menschen würden derzeit von Konfliktparteien belagert und hätten weder Strom noch Wasser, sagte Kyung Wha Kang vom UNO-Nothilfebüro vor dem UNO-Sicherheitsrat in New York. «Die Konfliktparteien töten weiter Zivilisten, greifen Zivilisten gezielt an und zerstören die Infrastruktur von Zivilisten».
Die UNO dringe praktisch nicht mehr zu den Eingeschlossenen durch. Im Januar hätten Helfer lediglich in Jarmuk bei Damaskus einige hundert Eingeschlossene erreichen können – allein dort würden aber 18'000 Menschen Hilfe brauchen. Auch in den Provinzen Aleppo und Daraa seien im Februar zwei Millionen Menschen von Wasser und Strom abgeschnitten gewesen.
Syrische Opposition einig
Im französischen Exil haben derweil die wichtigsten syrischen Oppositionsgruppen sich erstmals auf eine gemeinsame Linie im Bürgerkrieg in Syrien geeinigt. Der Entwurf eines ausgehandelten Fahrplans fordert ein Ende der Gewalt und die Einsetzung einer Übergangsregierung.
Von Sonntag bis Dienstag hatten der Syrische Nationalrat (SNC) und das Nationale Koordinationskomitee für Demokratischen Wandel (NCCDC) in Paris beraten. In einer SNC-Erklärung hiess es, mit Staatschef Baschar al-Assad solle über Wege hin zu einem «zivilen, demokratischen und pluralistischen» System mit «gleichen Rechten und Pflichten für alle Syrer» verhandelt werden.