In syrischen Gefängnissen sollen internationalen Experten zufolge tausende Häftlinge systematisch gefoltert und zu Tode gequält worden sein. Dem britischen
«Guardian» sowie dem Sender CNN liegt ein entsprechender Bericht vor. Er stammt von früheren Anklägern und stützt sich auf Aussagen eines nach eigenen Angaben übergelaufenen syrischen Militärpolizisten. Dieser stellte demnach rund 55'000 Bilder von 11'000 toten Häftlingen zur Verfügung, die er selbst fotografiert haben will.
Den Bericht verfassten der frühere Chefankläger des Kriegsverbrechertribunals für Sierra Leone, Desmond de Silva, der Ankläger im Prozess gegen den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic, Geoffrey Nice, sowie David Crane, der den liberianischen Präsidenten Charles Taylor angeklagt hat. Sie stuften die Aussagen des Überläufers sowie die Fotos als authentisch ein.
Die Bilder seien ein Beweis für «Tötungen im industriellen Ausmass» durch die Regierung von Staatschef Baschar al-Assad, sagte de Silva dem «Guardian».
Einige der toten Häftlinge auf den Bildern hatten keine Augen mehr, andere wurden augenscheinlich stranguliert oder mit Elektroschocks getötet, wie es in dem Bericht hiess. Viele Gefangene seien ausgemergelt gewesen, andere zeigten Spuren von Schlägen mit Stangen oder anderen Gegenständen.
Bilder auf Sticks ausser Landes geschmuggelt
Es gebe nun einen «direkten Beweis» dafür, was mit vielen verschwundenen Menschen in Syrien passiert sei, hiess es. Die Autoren hatten den Mann dreimal befragt. Sie stellten das Material nach eigenen Angaben der UNO, Regierungsvertretern und Menschenrechtsgruppen zur Verfügung.
Der Überläufer blieb aus Sicherheitsgründen anonym. Die digitalen Bilder wurden zwischen März 2011 und August 2013 aufgenommen und von dem früheren Fotografen auf Speicher-Sticks ausser Landes geschmuggelt. Er gab den Experten zufolge an, dass die Leichen der in Gefangenschaft Gestorbenen ins Militärspital gebracht wurden, um dort fotografiert zu werden.
Der syrische Bürgerkrieg hatte im März 2011 mit Protesten gegen die Regierung begonnen. Am Mittwoch soll in Montreux eine Friedenskonferenz beginnen, die Vertreter der Regierung und der Opposition an einen Tisch bringen will.