Noch ist das Rennen um das Präsidentenamt nicht entschieden. Doch die ersten Hochrechnungen lassen bereits eine klare Tendenz erkennen. Nach Auszählung der Wahlzettel von rund einem Drittel der landesweit 32‘000 Wahllokale kam der Sohn von Staatsgründer Jomo Kenyatta auf 55 Prozent der Stimmen. Ministerpräsident Raila Odinga erhielt 41 Prozent.
Beobachter betonten jedoch, dass noch nichts entschieden sei. In einigen Odinga-Hochburgen im Westen Kenias und in der Küstenstadt Mombasa war es zu einem Server-Ausfall gekommen. Deshalb konnten die Ergebnisse noch nicht übermittelt werden.
«Es ist noch keine Zeit für Feiern oder für Mitleid, da es noch kein endgültiges Resultat gibt», sagte der Vorsitzende der Wahlkommission (IEBC), Ahmed Issack Hassan.
Beobachter zufrieden mit Wahlbeteiligung
Nach den Problemen mit dem elektronischen Übermittlungssystem hofft die Wahlkommission, das Endergebnis innerhalb der nächsten 48 Stunden bekanntzugeben.
Eine Wahl Kenyattas wird international kritisch betrachtet, da der reiche Politiker vom Weltstrafgericht in Den Haag angeklagt ist. Er soll nach den Wahlen 2007 einer der Drahtzieher hinter den schweren Gewaltausbrüchen mit 1200 Toten und vielen Vertriebenen gewesen sein. Der 51jährige wäre der jüngste Staatschef, der das ostafrikanische Land je geführt hat.
Derweil lobten Beobachter die Wahlbeteiligung. Rund 70 Prozent der knapp 15 Millionen registrierten Wähler hatten am Montag an der Abstimmung teilgenommen.
Die Wahlkommission hat bis am 11. März Zeit, das offizielle Ergebnis bekanntzugeben. Sollte keiner der Kandidaten im ersten Durchgang die absolute Mehrheit erreichen, fällt die Entscheidung in einer Stichwahl am 11. April.
Neben dem Präsidenten standen auch das Parlament, Senatoren und Provinzgouverneure zur Wahl.
Vergleichsweise wenig Übergriffe
Im Vergleich zur Parlamentswahl 2007 verlief die jüngste Abstimmung nahezu friedlich. Bei Bandenüberfällen wurden nach Polizeiangaben neun Sicherheitskräfte und sechs Angreifer getötet. Bei der Wahl vor sechs Jahren starben mehr als 1200 Menschen, Auslöser waren Stammesrivalitäten.
Die Angriffe wurden kurz vor Öffnung der Wahllokale am Stadtrand der Hafenstadt Mombasa und in Kilifi etwa 50 Kilometer nördlich verübt. Mit Macheten bewaffnete Angreifer fielen über Sicherheitskräfte her und töteten neun von ihnen, wie die Polizei mitteilte.
Die Polizei machte die regionale Separatisten-Bewegung MRC für die Überfälle verantwortlich, die sich gegen Wahlen ausgesprochen und stattdessen ein Unabhängigkeitsreferendum gefordert hatte. Ein Sprecher der Gruppe lehnte aber jede Verantwortung für die Angriffe ab. Er erklärte, die MRC strebe nach Veränderung nur durch friedliche Mittel.
Trotz der blutigen Zwischenfälle rechnete SRF-Korrespondent Patrik Wülser diesmal nicht mit flächendeckender Gewalt. «Die Kenianer sagen, sie hätten die Lektion gelernt», sagte Wülser mit Hinblick auf die Wahlen von 2007. Die Behörden seien diesmal auch besser vorbereitet gewesen. Gegen 100'000 Polizisten hätten die 33'000 Wahllokale gesichert.