Die Schlacht um Kobane ist noch nicht entschieden. Die kurdischen Kämpfer wehren sich immer wieder erfolgreich gegen ein Vordringen der Terrormiliz «Islamischer Staat» IS. Doch andernorts in Syrien und im Irak marschieren die Terrorkämpfer fast ungehindert weiter. Die Extremisten beherrschen mittlerweile ein Gebiet, das sechs Mal so gross ist wie die Schweiz.
Was macht die IS-Milizionäre so erfolgreich? Militär- und Sicherheitsexperten bringen es auf den Punkt:
- Die IS-Kämpfer sind furchtlos. Sicherheits- und Nahostexperte Roland Popp von der ETH Zürich wertet das als einen militärischen Vorteil. «Die Gegner wissen, dass die IS-Kämpfer härter angreifen werden und den Tod nicht fürchten.» Der IS versuche ganz bewusst in seinen Propaganda-Aktionen dieses Image zu erzeugen, besonders radikal und mutig zu sein.
- Die Kampfeinheiten agieren flexibel. Die Islamisten vermischen moderne Kriegstaktik mit terroristischen Angriffen und Guerilla-Aktionen. Michael Stephens vom Royal United Services Institute in London befasst sich mit Verteidigungs- und Sicherheitsstudien. Für ihn sind die IS-Extremisten autonome, mobile Gruppen, die ohne eine übergeordnete Kommandostruktur funktionierten. «So können sie den Feind angreifen, auch wenn eine andere Gruppe an einem anderen Ort verloren hat. Sie sind so fähig, ihre Taktik zu ändern. Das ist revolutionär für diese Region.»
- Die Terrormiliz kämpft zäh. Die Einheiten verfügen über viel Geld, moderne Waffen und Fachwissen ehemaliger Gefolgsleute von Saddam Hussein. Ein weiteres Vorgehen hat Stephens beobachtet: «Sie dringen schnell in ein Gebiet vor, nehmen es ein und ziehen die Kämpfer dann wieder zurück.» Laut Popp versuche der IS langsam das eigene Territorium zu erweitern und Schritt für Schritt die Kontrolle über weitere Teile des Nahen Ostens zu erringen. «Das ist die Grundidee.»
Experten sind sich einig: Nur verstärkte Bodentruppen könnten die Dschihadisten bezwingen. Aus der Luft sei kein Krieg zu gewinnen.