«Das war nicht alles», ist die Meinung der meisten Medien in Deutschland. «Das kann nicht alles gewesen sein.» Der Präsident des Deutschen Fussballbundes (DFB), Wolfgang Niersbach sei bloss ein Bauernopfer in einem grösseren Spiel, so die Stossrichtung in den deutschen Kommentarspalten. Niersbach habe gehen müssen, weil er in der Affäre sehr ungeschickt agiert hatte.
Ominöser Vertragsentwurf
Doch Niersbach musste nach der DFB-Präsidiumssitzung vom Montag vor allem deshalb gehen, weil gegen ihn ermittelt wird. Dabei geht es nicht um Bestechung, sondern darum, dass er die Steuererklärung des DFB unterschrieben hatte, in der die ominösen 6,7 Millionen Euro steuerlich geltend gemacht wurden. Und das, obwohl sie nie für einen guten Zweck geflossen sind – sondern vielleicht Bestechungsgelder waren.
Dafür gibt es jetzt ein Indiz mehr. Die «Süddeutsche Zeitung» schreibt, in den Akten des DFB sei ein Vertragsentwurf gefunden worden, der kurz vor der Vergabe der WM abgeschlossen werden sollte. Vertragspartner sei ausgerechnet das Fifa-Exekutivmitglied Jack Warner gewesen. Der frühere Fifa-Vizechef wurde erst kürzlich vom Weltfussballverband lebenslang von allen Fussballämtern gesperrt. Vielleicht war Warner das Zünglein an der Waage bei der Vergabe der WM, die mit 12 zu 11 Stimmen an Deutschland ging.
Beckenbauer soll auspacken
Aufsehenerregend ist auch die Aufforderung von DFB-Vizepräsident Rainer Koch an Franz Beckenbauer, endlich für Aufklärung zu sorgen. «Selbstverständlich ist es höchste Zeit. Wir haben die Bitte an ihn [Beckenbauer], dass er sich bei der Aufklärung der Vorgänge intensiver einbringt», sagte Koch im ZDF.
Nur die Lichtgestalt des deutschen Fussballs kann also Licht ins Dunkel der Affäre bringen. Was allerdings die Gefahr birgt, dass der Schatten auf ihn fällt.