Bei Zusammenstössen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften in Istanbul ist in der Nacht erneut ein Mensch getötet worden. Der Mann sei Verletzungen erlegen, die er durch eine Splittergranate erlitten habe, sagte Provinzgouverneur Hüseyin Avni Mutlu. Acht weitere Personen seien verletzt worden.
Die Unruhen waren ausgebrochen, nachdem am Donnerstagabend ein Mann an den Folgen von Schussverletzungen gestorben war, die er am Morgen während Ausschreitungen im Istanbuler Arbeiterviertel Okmeydani erlitten hatte. Der Mann hatte sich nicht an den Krawallen beteiligt, sondern war zur Beerdigung eines Verwandten in Okmeydani.
Steine und Brandsätze geworfen
Laut übereinstimmenden Berichten hatte eine kleine Gruppe von Demonstranten im Stadtteil Okmeydani ihren Unmut über das Grubenunglück von Soma sowie den Tod eines jugendlichen Demonstranten bei den Gezi-Unruhen im vergangenen Jahr kundgetan, als die Polizei eingriff.
Die Demonstranten warfen Steine und Brandsätze auf die Polizei. Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Polizisten hätten mit scharfer Munition in die Menschenmenge geschossen.
Im Internet veröffentlichte Videoaufnahmen zeigen, wie in den engen Strassen des Viertels ein Brandsatz einen gepanzerten Geländewagen der Polizei trifft. Aus den Reihen der Polizei greifen Männer in Zivilkleidung zu ihren Waffen. Es fallen etwa 20 Schüsse. Unklar ist, ob auf den Mann geschossen oder ob er von einem Querschläger getroffen wurde.
Untersuchung angekündigt
Anders die Darstellung der Regierung: Die Polizei sei in der Nähe des Begräbnisses mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgegangen und habe mit scharfer Munition Schüsse in die Luft abgegeben.
Der stellvertretender Regierungschef Arinc kündigte an, die von den Polizisten eingesetzten Schusswaffen sowie die auf den Mann abgefeuerte Kugel untersuchen zu lassen. «Wir konnten Ugur Kurt nicht retten», schrieb Istanbuls Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu auf Twitter.