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International Wer ist interessiert, den Tourismus in Thailand zu ruinieren?

Wer hinter den Anschlägen in Thailand steckt, ist nach wie vor unklar. Thailands Ministerpräsident Prayut erwähnte die Anschläge in seiner Freitagsansprache erst in einem zweiten Teil. Er appellierte an die Menschen, zusammenzustehen und schlechte Leute zu verjagen.

SRF News: Hat sich der thailändische Ministerpräsident Chan-o-cha Prayut zu den Anschläge geäussert?

Karin Wenger

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Karin Wenger ist seit Frühling 2016 Südostasien-Korrespondentin von SRF in Bangkok. Sie berichtet über Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand, Burma, Vietnam und weitere südostasiatische Länder. Wenger lebte zuvor sechs Jahre lang in der indischen Hauptstadt Neu Delhi. Früher berichtete sie als freie Journalistin aus dem Nahen Osten.

Nein, in seiner Freitagsrede sagte er kein Wort zu den Anschlägen. Er pries die Königin, deren 84. Geburtstag heute gefeiert wird. Er sprach davon, wie sie als Mutter der Nation die Künste und Kultur des Landes beschütze. Danach sprach er über die Olympiade, über Infrastrukturprojekte und zum Schluss noch über das Referendum von letztem Sonntag, bei dem die Militärjunta dem Land eine neue Verfassung vorgelegt hatte. Sie wurde ja bekanntlich angenommen. Das alles wirkte etwas eigenartig, weil es heute in Thailand wirklich nur ein Thema gab, nämlich die Anschläge. Ich nehme an, seine Rede war aufgezeichnet.

Der Chef der Militärjunta zeigte sich nochmals am Bildschirm und verlas eine sehr kurze Verlautbarung zu den Anschlägen. Er sprach von einer sehr unklaren Situation. Er forderte die Leute auf, ruhig und aufmerksam zu bleiben. Vor allem an touristischen Orten. Er sprach den Opfern und Angehörigen sein Beileid aus. Und er sagte mehrfach, Thailänderinnen und Thailänder müssten nun zusammenstehen und die schlechten Leute aus dem Land jagen.

Bisher hat sich niemand zu dieser Anschlagsserie bekannt. Welches ist die plausibelste These?

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Man muss dazu sagen, dass es eine Vielzahl an Thesen gibt. Da wurden der IS und politische Gegner als Urheber genannt oder auch die Armee, die sich so mehr Macht zuschanzen könnte, bis hin zu den muslimischen Separatisten aus dem Süden. Die Polizei und die Armee versuchen seit dem Morgen, die Anschläge herunterzuspielen, sie schlossen internationalen Terrorismus aus, deuteten aber darauf hin, dass die Anschläge in Zusammenhang mit den muslimischen Separatisten im Süden zusammenhängen könnten.

Der mehrheitlich muslimische Süden ist seit mehr als 100 Jahren, seitdem das frühere Sultanat von Thailand einverleibt wurde, ein Konfliktherd. Muslimische Separatisten kämpfen für Unabhängigkeit und dieser Kampf ist in den letzten 12 Jahren wieder aufgeflammt. Er hat mehr als 6000 Personen das Leben gekostet.

Aber bisher hatten die Separatisten nie Touristen angegriffen. Sie griffen Regierungsvertreter, Soldaten oder Lehrer an und falls sie wirklich hinter den Attentaten stecken sollten, dann wäre das eine ganz neue Strategie. Aber das sind Spekulationen, denn bisher ist wirklich nicht klar, wer für die Anschläge verantwortlich ist.

Der mehrheitlich muslimische Süden Thailands ist seit mehr als 100 Jahren ein Konfliktherd.

Fünf Anschläge an verschiedenen Orten. Der gemeinsame Nenner ist, dass es sich bei allen um Touristenzentren handelt.

Genau, es sind alles Touristenorte. Auf der Ferieninsel Phuket, im beliebten Badeort Hua Hin und auch in der Provinz Phang Nga, die auch für ihre Badestrände bekannt ist. Für Thailand kann das fatal sein. Der thailändischen Wirtschaft ging es seit dem Militärputsch vor zwei Jahren nicht mehr gut, ausser eben dem Sektor Tourismus. Er trägt rund 10 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei.

Die Touristen kamen auch nach dem Militärputsch zum Baden. Sie blieben dann nach dem grossen Anschlag in Bangkok kurzzeitig aus, aber dann erholte sich der Tourismus wieder. Und nun, mit der Anschlagsserie von gestern und heute, wird dieses Bild vom sicheren Ferienparadies Thailand wieder erschüttert. Wer daran Interesse hat, das bleibt noch ein Rätsel.

Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino.

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