Die Ereignisse in Boston überschlagen sich: Ein Verdächtiger ist tot. Ein zweiter befindet sich offenbar auf der Flucht. Der 19jährige und der getötete 26jährige sollen gemeinsam in Cambridge, ausserhalb von Boston, gelebt haben.
Aufgewachsen in Kirgistan
Russischen Medien zufolge soll zumindest der ältere Bruder in Tschetschenien geboren worden sein. Von dort floh seine Familie nach Zentralasien, erst offenbar nach Kasachstan, dann nach Kirgistan. Dort kam offenbar der jüngere Bruder zur Welt. Mit ihren Eltern zogen sie gegen 2001 nach Dagestan. Die Regionen sind islamisch geprägte russische Teilrepubliken.
Gemäss einem ihrem Onkel, Alvi Tsarni, der in einem Vorort von Washington lebt, seien die Brüder in Kirgistan aufgewachsen.
Ein anderer Onkel, Ruslan Tsarni, sagte gegenüber Medien, dass die Familie ursprünglich aus Tschetschenien stamme. Er sei Tschetschene, genau wie seine Neffen, und Muslim. «Aber das hat alles nichts mit Religion zu tun.» Jemand habe die beiden Jungen radikalisiert, «aber es war nicht mein Bruder».
In Dagestan bestätigte der Direktor einer Schule in Machatschkala, dass er die Brüder aus ihrer kurzen Zeit dort kenne. Die Flüchtlingsfamilie habe 2002 die Region verlassen, sagte der Direktor der Agentur Interfax. Im gleichen Jahr soll sie dann in die Vereinigten Staaten ausgewandert sein.
Der Vater der Verdächtigen sagte gegenüber Medien, dass sein jüngerer Sohn im zweiten Semester Medizin studiere. Der Verdächtige erhielt laut einer lokalen Website im Jahr 2011 ein Stipendium über 2500 Dollar für sein Studium.
Aktiv in Social-Media-Portalen
Der Ältere der beiden Brüder soll das Bunkerhill Community College besucht haben; offenbar wollte er Ingenieur werden. CNN zufolge hatte er zuletzt ein Jahr frei genommen, um Boxen zu trainieren. Auf seiner Internetseite soll er geschrieben haben, er habe «nicht einen einzigen amerikanischen Freund».
Sein jüngerer Bruder, der noch auf der Flucht ist, pflegte offenbar bis zuletzt sein Profil in der russischen Facebook-Variante vk.com. Den Angaben auf der Seite zufolge ging Dzhokhar tatsächlich in Machatschkala zur Schule, der Hauptstadt Dagestans. Unter «Weltanschauung» hat er auf seiner Seite «Islam» angeklickt. Ziele gemäss dem Profil: Karriere und Geld.
Die Motive des Anschlags sind weiterhin unklar.