Einst galt Al Kaida als reichste Terrororganisation der Welt. Der Ökonom Friedrich Schneider von der Johannes Kepler Universität in Linz schätzte ihr Jahresbudget in den Jahren nach 9/11 auf rund 20 bis 50 Millionen US Dollar.
Über wieviel Geld der IS verfügt, weiss zwar niemand ganz genau. Aber Schätzungen gehen von täglichen Einnahmen von 1 bis 3 Millionen US-Dollar und von einem Grundvermögen von bis zu 2 Milliarden Dollar aus. Dagegen sind die einstigen Einnahmen von Al Kaida ein Klacks.
Erst Spenden, dann Öl-Einnahmen
Als der IS noch kein zusammenhängendes Gebiet in Syrien und Irak beherrschte, da versorgten ihn reiche Geschäftsleute aus Kuweit, Saudiarabien und Katar mit Geld. Das sind alles Staaten, die als Verbündete der USA gelten. Vor allem die erzkonservative Oberschicht in diesen Ländern sieht im IS einen ideologischen Verbündeten.
Seit der IS im Sommer vor einem Jahr Teile Syriens und Iraks unter seine Kontrolle brachte, konnte er seine Einkommensbasis auf einen Schlag massiv ausbauen. Das Öl, das in diesen Gebieten gefördert wird, verkauft der IS via Schwarzmarkt in die Türkei und nach Jordanien. Ein Teil soll auch nach Israel gelangen.
Der IS verdient auch am Öl ausserhalb seiner Gebiete mit
Vor den Bombardements durch die Alliierten schätzte man die tägliche Fördermenge auf 70'000 Fass pro Tag, jetzt sollen es noch 20'000 Fass sein. Der italienische Geheimdienst berichtete kürzlich, dass der IS auch an der Ölförderung im von Irak kontrollierten Gebieten mitverdient. Dies, weil korrupte Mitarbeiter mit der Terrororganisation gemeinsame Sache machen.
Nach neueren Berichten hat die Terrororganisation in den eroberten Gebieten eine Art Verwaltung aufgebaut. Bewohner müssen an die lokalen IS-Vertreter Steuern entrichten. Es gibt Experten, die diese Einnahmequelle heute höher veranschlagen als jene aus dem Erdölgeschäft.
Und dann gibt es noch Einnahmen aus dem Handel mit Kunstgegenständen aus geplünderten Grabstätten. Britische Quellen schätzen die Einnahmen auf weit über 30 Millionen Dollar. Ein Teil der geraubten Kunst landet auch im Westen.
Kontrolle der IS-Geldströmen trotz Gesetzen fast unmöglich
Gesetze zur Unterbindung von Geldwäscherei und der Finanzierung von Terrororganisationen gibt es in fast allen Ländern der Welt. Trotzdem schafft es der IS ihr Geld zu verschieben, ohne entdeckt zu werden.
Denn der IS und seine Financiers verwenden für Geldüberweisungen das sogenannte Hawala-System. Ein Vertrauensmann – zum Beispiel in Kuweit City – weist seinen Vertrauensmann in der IS-Hochburg Rakka an, eine bestimmte Summe an eine Person auszuhändigen, die ein Codewort nennt. Mit diesem System können Geldüberweisungen in wenigen Stunden erledigt werden.
Die Geldüberweisung hinterlässt keine elektronischen Spuren, was das Aufspüren der Geldströme praktisch verunmöglicht. Physisch wird das Geld zu einem späteren Zeitpunkt per Kurier überbracht, um die Schuld zu decken.
Manchmal braucht aber auch der IS das internationale Bankensystem. Amerikanische Quellen berichten, im Zentrum stehe dabei der Finanzplatz Kuweit City. Dort findet der IS genügend Anhänger in der Bankenszene, die ihn mit Bankdienstleistungen versorgen.