Die «Grande Mosquée de Lyon» ist zugleich die Regel und die Ausnahme. 1995 wurde die Moschee in Lyon eröffnet. Finanziert wurde sie von Saudi-Arabien, vollständig aus der persönlichen Kasse des fünften Königs der Dynastie.
Es ist die Regel, weil alle rund 3500 Moscheen, Kulturzentren, Gebetsräume oder Schulen in Frankreich mit privaten Mitteln finanziert werden. Das geht auch nicht anders, denn seit 1905 trennt das Laizismus-Gesetz in Frankreich alles Staatliche von allem Religiösen.
Kenner relativieren
Diese strikte Trennung nährt freilich grosse Spekulationen. Dazu gehört die in der Öffentlichkeit weitverbreitete Meinung, dass Saudi-Arabien in grossem Stil muslimische Institutionen in Frankreich zumindest mitfinanziere.
Tatsächlich sei das selten der Fall, sagen Kenner. Und darum ist das Beispiel der «Grande Mosquée de Lyon» eben auch eine Ausnahme. Denn in der Regel werden die Kosten für den laufenden Betrieb und Unterhalt einer Moschee samt Angestellten mittels Spenden finanziert. Von muslimischen Einwanderern oder deren erwachsenen Kindern, die in Frankreich geboren wurden und auch meist den französischen Pass besitzen.
Algerien und Marokko wichtiger
Zuschüsse gibt es dennoch, auch von ausländischen Staaten, vor allem von Algerien und Marokko. Der «Grand Recteur» der Moschee von Paris beispielsweise erhält seinen Lohn direkt aus Algier. 120 weitere Imame in Frankreich sind Entsandte aus Algerien. Marokko finanziert 30 Imame in Frankreich.
In viel kleinerem Ausmass tut dies auch Saudi-Arabien – via das Pariser Büro der «Ligue islamique mondiale». Es steht zweifellos für eine sehr konservative, orthodoxe Interpretation des Islams. Im Gegensatz zu Algerien oder Marokko nehmen die Saudis laut Insidern aber kaum Einfluss auf die ideologische Linie einer Gemeinde. Dies wäre etwa durch die Einsetzung salafistischer Prediger möglich.
Kein eindeutiges Bild möglich
Ob dem tatsächlich so ist, könnte einzige ein Einblick in die Bücher und Entscheidungsprozesse muslimischer Gemeinden zeigen. Von Gesetzes wegen kann es aber eine solche Pflicht zur Transparenz in Frankreich nicht geben.
Alle, die sich mit der Frage der Finanzierung des Islams befassen, verweisen früher oder später auf dieses französische Paradox: Dass die strikte Trennung von Religion und Staat eben verhindert, Klarheit zu schaffen, wie gross der Einfluss ausländischer Geldgeber auf die muslimischen Gemeinden tatsächlich ist.