Der Flughafen Keflavik liegt mitten in einer gigantischen schwarzen Steinwüste, Zeugen längst erloschener Vulkane. Auf dem ehemaligen Militärstützpunkt der Amerikaner herrsche Grossbetrieb, betont der Vizepräsident der isländischen Fluggesellschaft Icelandair, Helgi Maur Björgvinsson: «Wir bieten von Keflavik aus wöchentlich 160 Direktflüge nach Nordamerika an – mehr als die Flughäfen von Oslo, Kopenhagen, Stockholm und Helsinki zusammen.»
Vom Fenster aus kann Björgvinsson auf jenen Vulkan sehen, der bis vor kurzem für Schlagzeilen gesorgt hat: auf den Eyjafjallajökull. «Wir waren in den letzten Jahren wegen diesem Vulkan, aber auch wegen dem Finanzcrash viel in den Medien. Doch wir haben daraus das Beste gemacht, finde ich.»
Die Zahl der Touristen schnellt in die Höhe
Vor acht Jahren war Island am Boden: Über Nacht mussten die Grossbanken verstaatlicht werden, Staat und Bewohner verschuldeten sich massiv, die Arbeitslosigkeit erreichte Rekordwerte von bis zu 25 Prozent. Seither verfolgt der Inselstaat ein striktes Regime von Kapitalkontrollen, das den Import und Export massiv behindert. Trotzdem verfügt Island heute wieder über gesunde Staatsfinanzen und eine boomende Wirtschaft. Wichtigster Motor ist der Tourismus.
Durch den Zusammenbruch der Banken und die schwere Wirtschaftskrise hatte die lange zu hoch dotierte isländische Krone fast 80 Prozent des Wertes verloren. Viele Isländer waren bereit, zu tieferen Löhnen zu arbeiten. Das liess die Zahl ausländischer Touristen in die Höhe schnellen. Die tieferen Lohnkosten ermöglichten eine umfassende Erneuerung der touristischen Infrastruktur. Mitverantwortlich für den wirtschaftlichen Erfolg sind aber auch die beiden Regierungskoalitionen der letzten acht Jahre.
Die Arbeitslosigkeit ist auf unter vier Prozent gesunken. «Nun müssen wir uns gar mit dem Gedanken anfreunden, Arbeitskräfte im Ausland anzuwerben», sagt Björgvinsson. Damit macht er deutlich, dass in Island nach Jahren der krisenbedingten Auswanderung tatsächlich neue Zeiten angebrochen sind.