Das «Hannibal-Protokoll», auch «Hannibal-Direktive» genannt, ist nach israelischen Medienberichten eine inoffizielle Weisung der Armee.
Sie hält demnach Offiziere dazu an, eine Entführung ihrer untergebenen Soldaten «mit allen Mitteln» zu vereiteln – auch wenn dabei das Leben des Verschleppten gefährdet wird.
Zu hoch ist der Preis, den Israel im Fall einer Entführung zahlen müsste. Im bekanntesten Beispiel liess Israel rund 1000 palästinensische Gefangene frei. Im Gegenzug entliess die im Gazastreifen herrschende Hamas den verschleppten Soldaten Gilad Schalit aus mehr als fünfjähriger Geiselhaft.
Detaillierte Verhaltensvorgaben
Das «Hannibal-Protokoll» soll Medienberichten zufolge 1986 von drei israelischen Offizieren formuliert worden sein. Demnach soll es erlaubt sein, die Entführer mit Handfeuerwaffen zu attackieren. Sollte der Soldat in ein Fahrzeug verschleppt worden sein, werde «alles getan», um es an der Weiterfahrt zu hindern.
Den Medienberichten zufolge wurde die Direktive in den 1990er-Jahren aufgehoben, nach dem Fall Schalit in abgeänderter Form offenbar aber wieder in Kraft gesetzt. So hiess es, Kameraden dürften nur auf die Räder des Fluchtwagens zielen, nicht aber auf das Auto selbst. Soldaten einiger Bataillone berichteten allerdings, ihre Offiziere hätten sie angewiesen, die Direktive weiterhin in ihrer ursprünglichen Form zu befolgen.
Auch im aktuellen Gaza-Krieg könnte das «Hannibal-Protokoll» zur Anwendung gelangen. Die Angriffe der Armee konzentrierten sich auf die Gegend um Rafah – offenbar um zu verhindern, dass der am Freitag entführte Soldat ins Hinterland verschleppt wird.