Liam Fox gehört zum Favoritenkreis, wenn im Herbst ein neuer Nato-Generalsekretär gekürt wird. Von seiner Ausbildung her ist der 52-jährige Schotte eigentlich Arzt.
Seit Jahren kennt man den Konservativen aber vor allem als Sicherheitspolitiker. Als einer, der zwar stets höflich auftritt und mit sanfter Stimme spricht, jedoch Klartext äussert – zum Beispiel zur Krise in der Ukraine und das Gezerre um die Krim.
Für ihn ist die Krise weniger ein Zeichen der Stärke des russischen Präsidenten als vielmehr ein Zeichen der europäischen Schwäche. «Aufgrund der jahrelangen Signale des Westens hat Putin annehmen dürfen, man lasse ihm auch seine neueste Aggression durchgehen», so Fox.
Nato muss jetzt militärische Stärke zeigen
Beispiel gefällig? «Russland hat schon früher die Ukraine wirtschaftlich angegriffen, gegen Estland einen Cyberangriff lanciert, ist in Georgien eingefallen – stets hat der Westen als Reaktion nur Beschwichtigungspolitik betrieben.» Nach den jüngsten Vorfällen auf der Krim sei nun hoffentlich auch beim Letzten der Groschen gefallen, hofft Liam Fox.
Aus seiner Sicht müsste die Nato nun endlich handeln. Konkret fordert Fox, dass kampfstarke amerikanische F-22-Flugzeuge ins Baltikum verlegt werden, die Luftverteidigung von Estland, Lettland und Litauen ausgebaut wird und eindrückliche Nato-Manöver durchgeführt werden.
Gefahr der weltweiten Anarchie
Auch Fox denkt nicht an eine Rückeroberung der Krim und an militärisches Eingreifen in der Ukraine. «Aber eins muss klar sein: Das Militärbündnis verteidigt die Interessen seiner Mitglieder ohne Wenn und Aber und mit aller Härte.»
Denn für Liam Fox ist Putins Weltsicht brandgefährlich – weit über die Krim hinaus. Dessen Rechtfertigungsversuch, Russland müsse Russen schützen, wo immer diese lebten, sei inakzeptabel und völkerrechtswidrig. «Würden das alle Länder so handhaben, herrsche bald weltweit Anarchie», so der Ex-Verteidigungsminister.
Sicherheit kostet – morgen noch mehr als heute
Klar ist aber: Was immer der Westen tut: Es ist nicht umsonst. Militärisches Muskelspiel kostet, Wirtschaftssanktionen kosten. Deshalb fehlt in vielen Ländern der Wille, Russland um der Ukraine willen die Stirn zu bieten.
Doch genau das wäre es laut Fox, was Europa jetzt tun muss: «Die Politiker müssen ihren Völkern klarmachen, dass, wenn sie den nötigen Preis heute nicht bezahlen wollen, dieser Preis in Zukunft wesentlich höher sein wird.»