Bei einem Autobomben-Anschlag auf ein Ausbildungszentrum der Polizei in Libyen sind nach Spital-Angaben mindestens 65 Menschen getötet und 127 verletzt worden. Der Anschlag ereignete sich in der westlichen Küstenstadt Sliten.
Vor der Einrichtung sei ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen detoniert, als sich dort Hunderte Rekruten versammelt hätten, sagte der Bürgermeister der Stadt, Miftah Lahmadi. Auf dem Gelände würden Sicherheitskräfte der Küstenwache ausgebildet.
Seit Gaddafis Tod im Chaos
Wer für die Tat verantwortlich ist, ist vorerst unklar. Ähnliche Angriffe waren in der Vergangenheit vom libyschen Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verübt worden.
Die Terrormiliz gewinne in Libyen täglich an Boden, warnte kürzlich der UNO-Sondergesandte für Libyen, Martin Kobler. Ein libyscher Geheimdienstler sagt zu SRF: «Etliche Anhänger des gestürzten Diktators Gaddafi haben sich dem IS angeschlossen, und zwar nach dem Prinzip‚ ‘der Feind meines Feindes ist mein Freund‘. In den Reihen der Terrormiliz fühlen sie sich am sichersten.»
So schnell wie möglich handeln
Er halte die jetzige Situation für sehr gefährlich, weil der IS sich ständig weiter ausbreitet. Die libyschen Konfliktparteien müssten so schnell wie möglich eine Front bilden und den Islamischen Staat mit vereinten Kräften bekämpfen. Der Geheimdienstler schätzt die Stärke der Islamisten auf bis zu 2000 Kämpfer. Andere Quellen halten auch 3000 IS-Mitglieder in Libyen für möglich.
Der IS beherrscht in dem Land einen Küstenstreifen am Mittelmeer rund um die Stadt Sirte. Sliten ist allerdings nicht für die Anwesenheit von Dschihadisten bekannt.
Libyen versinkt seit dem Sturz des Machthabers Muammar Gaddafi im Jahr 2011 im Chaos. Zwei Regierungen konkurrieren um die Vorherrschaft, und mehrere Milizen bekämpfen sich. Das Machtvakuum machen sich auch die Extremisten des IS zunutze.