Bei den Pariser Klimaverhandlungen übernehmen nun die Minister das Ruder. Nach einer zähen ersten Verhandlungswoche auf Expertenebene sollen sie neuen Schwung in die Gespräche über einen Weltklimavertrag bringen. Die 196 Verhandlungspartner wollen Ende der Woche ein Abkommen beschliessen, das die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung langfristig begrenzt.
Die Ländervertreter hatten sich am Samstag auf einen neuen Textentwurf als Grundlage für die weiteren Verhandlungen geeinigt. Der Text ist 20 Seiten lang und enthält an vielen Stellen noch mehrere widersprüchliche Varianten, um die in den kommenden Tagen noch heftig gerungen werden dürfte. SRF-Wissenschafts-Redaktor Thomas Häusler bezweifelt, dass sich der gordische Knoten bis Ende Woche lösen lässt.
SRF News: Was ist davon zu halten, dass sich die Minister bereits gestern – einen Tag früher als geplant – zusammengesetzt haben?
Thomas Häusler: Es ist ein gutes und ein schlechtes Zeichen. Ein gutes, weil es zeigt, dass es den Ländern wirklich ernst ist, nun mit dem globalen Klimavertrag abzuschliessen. Es ist ein schlechtes Zeichen, weil es klarmacht, wie weit die Meinungen der Länder in vielen Punkten noch auseinander liegen. Und dass es noch intensive Verhandlungen und grosse Kompromissbereitschaft braucht, um einen Durchbruch zu erzielen.
Was sind die wichtigen Punkte, bei denen die Meinungen noch auseinander liegen?
Der umstrittenste Punkt ist, wie die Verpflichtungen unter den Ländern künftig aufgeteilt werden sollen: Wer reduziert wie viel Treibhausgase, wer zahlt den ärmsten Ländern wie viel Klimahilfe? Bisher war beides alleinige Verpflichtung der Industrieländer. Sie wollen diese Aufgaben aber nun auf weitere Schultern verteilen und künftig auch aufstrebende Schwellenländer wie China, Korea und Brasilien zumindest teilweise in die Pflicht nehmen. Das sehen letztere natürlich nicht gerne.
Es braucht grosse Kompromissbereitschaft für einen Durchbruch.
Dieser umstrittene Punkt taucht im ganzen Vertrag immer wieder auf – bei der CO2-Reduktion, bei der Klimahilfe. Aber auch in dem Teil, in dem geregelt wird, wie die Länder über ihre Klimaschutzmassnahmen Rechenschaft ablegen müssen. So lange es bei diesem Zankapfel keine Einigung gibt, hängt der Vertrag in der Luft.
Die Treffen der Minister haben nun begonnen. Wie geht es konkret weiter in den nächsten Tagen?
Der Gastgeber Frankreich drückt weiter aufs Tempo. Aussenminister Laurent Fabius will den Vertragstext schon am Mittwoch fertig haben. Dies sei nötig, weil es ein wichtiger internationaler Vertrag sei, der erst juristisch geprüft werden müsse, bevor ihn die Staaten am Freitag offiziell verabschieden können. Ob dieser Zeitplan allerdings durchgehalten kann. Daran zweifeln hier in Paris viele.
Das Gespräch führte Lukas Mäder.