Im Fernsehen nimmt der Vorstandsvorsitzende der Deutsche Bahn Netz AG Stellung zum Personalengpass, der in Mainz zu zahlreichen Zugausfällen führt.
Schulung dauert sieben Monate
«Wir haben bundesweit eine angespannte Situation, das ist richtig», sagt Frank Sennhenn im ARD-Morgenmagazin über den knappen Personalbestand. Man habe die Situation analysiert und sei dabei, alle Stellwerke mit ähnlich kritischer Situation nach Kräften abzusichern. Noch in diesem Jahr will die Bahn 600 neue Fahrdienstleiter einstellen. Doch die Schulung dauert sieben Monate.
In Mainz gilt seit Montag ein Notfall-Fahrplan: Zwischen 6.00 und 20.00 Uhr ist fast ein Drittel aller Nahverkehrszüge gestrichen. Statt im Halbstundentakt fahren sie nur noch im Stundentakt. Der Fernverkehr beschränkt sich auf Züge Richtung Worms und Gegenrichtung. Andere Fernzüge werden an Mainz vorbeigeleitet.Der Ausfall betrifft Pendler im ganzen Rhein-Main-Gebiet. Bereits seit einer Woche kann der Bahnhof der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt abends und nachts überhaupt nicht mehr angefahren werden.
Grund für die massiven Zugausfälle ist, dass knapp die Hälfte der 15 Stellwerk-Fahrdienstleiter in Mainz entweder krank sind oder in den Ferien weilen. Ersatzpersonal ist nicht vorhanden.
Auf Druck von Politikern will die Deutsche Bahn nun das Personal aus den Ferien zurückholen. Dagegen wehrt sich aber die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG): Wegen chronischem Personalmangel hätten die Angestellten ihre Ferien bereits mehrfach verschieben müssen – und die Erholung sei dringend nötig.
Lage erst Ende August besser
Die Ursache für die Misere geht einige Jahre zurück. Damals bekam die Deutsche Bahn den Auftrag: Geld sparen. Geplant war, den Betrieb zu privatisieren und an die Börse zu bringen. Daraufhin wurden Personalbestände reduziert, Reparaturbetriebe geschlossen und Wartungsintervalle verlängert. Die Folgen zeigen sich jetzt, Jahre später.
Der Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Gruber, hat den Verantwortlichen für das Bahnnetz vor die Tür gestellt. Für Mittwoch haben das Unternehmen und die EVG in Frankfurt ein Spitzengespräch vereinbart.
Laut der Deutschen Bahn wird die Lage in Mainz erst Ende August besser. Landesweit fehlen rund 100 Fahrdienstleiter.