Aus Widerstand gegen die Räumung eines Hauptprotestlagers in Hongkong sind Hunderte Demonstranten auf die Strasse gegangen. In einem belebten Geschäftsviertel in Mong Kok lieferten sich Aktivisten Gerangel mit der Polizei, wie lokale Medien berichteten. Mehrere Menschen sollen festgenommen worden sein. Demonstranten berichteten, dass die Polizei Pfefferspray einsetzte.
Polizisten hatten am frühen Freitagmorgen die Absperrungen in Mong Kok auf der Halbinsel Kowloon entfernt und die Besetzung wichtiger Verkehrsstrassen beendet. «Die Räumungsaktion kam so überraschend, dass es von den Demonstrierenden keinen Widerstand gab. Die Aktion geschah ausserdem um fünf Uhr früh, es waren nur etwa drei Dutzend der Demokratie-Aktivisten da», sagt SRF-Asienkorrespondent Urs Morf.
Habseligkeiten selber zusammengepackt
Als die Demonstranten gesehen hätten, dass Hunderte von Polizisten anrückten, hätten sie einfach zugeschaut, wie sie die Barrikaden und Zelte wegräumten, sagt Morf. «Sie haben ihre Habseligkeiten sogar selber zusammengepackt.» Die Beamten betonten, dass sie lediglich die Strassen räumen wollten. Den Demonstranten stehe es frei, auf dem Bürgersteig oder angrenzenden Privatgrundstücken auszuharren.
Ein Grossteil der Bevölkerung akzeptierte die Polizeiaktion. «Es dürfte die erste dieser Aktionen sein, die sogar auf Zustimmung stossen könnte», sagt Morf. Das Viertel Mong Kok ist ein Arbeiterviertel. Viele Leute dort seien schon in der britischen Kolonialzeit über Gewerkschaften und die kommunistische Partei eng mit China verbunden gewesen. Das sei bis heute so geblieben. Ausserdem gebe es viele kleine Läden. «Die Besitzer werden durch die Demonstranten in ihrem Alltagsleben beeinträchtigt», sagt Morf.
Gesprächsangebot nur Stunden zuvor
Nur Stunden vor der Räumung hatte Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying ein Gesprächsangebot an die pro-demokratischen Demonstranten ausgesprochen. Die Regierung wolle mit den Protestierenden über die Wahlen im Jahr 2017 diskutieren. Die Demonstranten fordern mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungsregion. Peking will in der ehemaligen britischen Kronkolonie zwar 2017 erstmals direkte Wahlen zulassen, verweigert aber eine freie Nominierung der Kandidaten.